Dienstag, 12. April 2022

Wir Glücksspieler

 Es ist Frühling. Da sprießen nicht nur die Blätter und Blüten an den Bäumen. Da erreichen uns auch papierene Blätter mit farbenfroh und bebilderten Botschaften an unser politisches Bewusstsein. Plakativ am nächsten Laternenmast hängend oder als kompakter Handzettel im Briefkasten. Da lassen uns freundlich und vertrauenerweckend dreinschauende Damen und Herren aller politischen Couleur wissen, dass Sie nur unser Bestes wollen. Sie wollen dafür sorgen, dass wird das Morgen gewinnen, damit unsere Zukunft kein Zufall ist. Sie lassen uns wissen, dass sie aus Erfahrung gut sind, die Millionäre schröpfen wollen, um Kinderarmut zu bekämpfen und schlicht alles das machen werden, was zu tun ist. Wenn so viel Gutes uns wird beschert, ist das einen Gedanken wert. Wir fragen uns, was wir tun müssen, damit all diese guten plakativen Worte zu praktischen Taten werden. Wir müssen, so erfahren wir,  bei der Landtagswahl am 15. Mai auf unserem Stimmzettel nur das Kreuz an der richtigen Stelle machen.

Das ist zu schön, um wahr zu sein. Ein Kreuz an der richtigen Stelle, und schon wird uns das Kreuz mit allem Drangsal unseres irdischen Daseins genommen. Ein Wunder, denkt der Christenmensch  in uns. Wir müssen alle nur daran glauben. Doch dann erinnern wir uns an unseren Glauben, mit dem richtigen Kreuz auf unserem Lottoschein über Nacht zum finanziell sorgenfreien Millionär zu werden. Dass ist ein Wunder, dass den Meisten von uns bisher nicht zuteil geworden ist.

Das ist wohl ein Traum, der zu schön ist, um wahr zu sein. Und trotzdem versuchen wir  es immer wieder mit unserem Kreuz auf dem Wahl- und auf dem Lottoschein unser Leben zum Besseren zu wenden. Das wundert nicht. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.


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