Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere." Diese Weisheit des französischen Dichters Moliere bewahrheitete sich am 2. Januar 2001. Denn damals öffnete sich die Türe der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Vereins Donum Vitae (Geschenk des Lebens), nachdem sich die Türen der katholischen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen durch den von Papst Johannes Paul II. angeordneten Ausstieg aus der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung geschlossen hatten. Für die NRZ sprach ich mit Donum-Vitae-Beraterin Ulla Höhne über die Arbeit, die sie mit ihrer Kollegin Bettina Bubat van Hasseln und Verwaltungsfachkraft Ilse Roberts leistet.
Angesichts der Vorgeschichte war die Gründung von Donum Vitae und die Eröffnung einer eigenen Beratungsstelle durchaus heikel. Wer hat Sie in der Anfangszeit unterstützt?
Wir sind von ganz vielen engagierten Christen unterstützt worden, die der Meinung waren, dass die katholische Kirche die Frauen im Schwangerschaftskonflikt nicht allein lassen darf. Es gab aber auch Menschen aus dem Bereich der Caritas, die sich für uns stark gemacht haben. Ich denke dabei zum Beispiel an Annegret Terhorst, die sich bis heute ehrenamtlich im Vorstand unseres Trägervereins engagiert.
Was qualifiziert Sie und Ihre Kollegin für die schwierige Aufgabe der Schwangerschaftskonfliktberatung?
Ich bin Sozialpädagogin und meine Kollegin Sozialwissenschaftlerin. Ich habe darüber hinaus eine Zusatzausbildung als systemische Familienberaterin. Und meine Kollegin ist zusätzlich als Gesprächstherapeutin ausgebildet.
Wie wird Ihre für Ratsuchende kostenlose Arbeit finanziert?
80 Prozent unseres Etats werden vom Land finanziert. Die restlichen 20 Prozent setzen sich aus kommunalen Zuschüssen sowie aus den Mitgliedsbeiträgen unseres zurzeit 60 Mitglieder zählenden Trägervereins und aus Spenden zusammen.
Was macht das Profil der Schwangerschaftskonfliktberatung bei Donum Vitae aus?
Wir haben ein christliches Angebot, was vielen Frauen wichtig ist. Wir beraten aber auch muslimische Frauen, die gerne zu uns kommen. Wir profitieren von positiver Mund-zu-Mund-Propaganda und davon, dass wir nicht nur Schwangerschaftskonfliktberatung, sondern auch Rat und Hilfe bei Partnerschaftskonflikten, häuslicher Gewalt, in Verhütungs- und Aufklärungsfragen und bei der Begleitung von Frauen bieten, die sich nach der Beratung für ihr Kind entschieden haben.
Wie viele Frauen suchen bei Ihnen Rat?
Im letzten Jahr haben wir 570 Beratungsgespräche mit 315 Frauen geführt. Zum Vergleich: Im ersten Jahr wurde unsere Beratungsstelle von 97 Frauen aufgesucht, mit denen wir damals 179 Beratungsgespräche geführt haben. Wir können uns also über einen stetig wachsenden Zuspruch freuen.
Wie hat sich Ihre Beratungsarbeit seit 2001 verändert?
Sie ist schwieriger und aufwendiger geworden, weil die meisten Frauen mehr und vielschichtigere Probleme haben. Ich kann mich zum Beispiel nicht daran erinnern, dass im ersten Jahr eine Frau mit einem Gewaltproblem in ihrer Partnerschaft zu uns gekommen wäre. Mittlerweile häuft sich dieses Problem, vor allem im Zusammenhang mit ungewollten Schwangerschaften. Früher kamen auch keine Frauen zu uns, die eine Trauerbegleitung brauchen, weil sie ein Kind verloren haben oder mit der Belastung eines Schwangerschaftsabbruches nicht klar kommen.
Worin sehen Sie den Grund für diese Akzentverschiebung?
Ich glaube, dass sich Frauen heute mehr trauen, mit ihren Problemen an die Öffentlichkeit zu gehen und über ihre Probleme zu sprechen. Und wir selbst haben heute auch Probleme im Blick und sprechen sie an, an die wir vor zehn Jahren nicht gedacht haben.
Suchen auch Männer Ihren Rat?
Ganz selten. Pro Jahr habe ich vielleicht einen oder zwei Männer in der Beratung, die zum Beispiel mit der Entscheidung ihrer Partnerin nicht klar kommen. Etwa 75 Prozent unserer Beratungsgespräche führen wir ausschließlich mit Frauen und etwa 25 Prozent mit Paaren. Oft kommen Frauen aber auch bewusst zunächst alleine in unsere Beratung, um sich, unabhängig von ihrem Partner über ihre eigene Entscheidung klar werden zu können.
Die Beratungsstelle von Donum Vitae an der Schloßstraße 8 bis 10 ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr unter der Rufnummer: 969 15 15 oder per E-Mail an: muelheim@donumvitae.org erreichbar
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