Von draußen, vom Supermarkt und von der Straße komm ich her und
ich muss euch sagen: Es weihnachtet sehr. Überall auf den Regalspitzen im
Supermarkt sah ich Spekulatiusplätzchen, Lebkuchenherzen und Marzipankugeln sitzen.
Und
droben aus dem Meer von Weihnachtsnaschwerk sah mit großen Augen der Weihnachtsmann
aus Schokolade hervor, Und wie ich so strolcht durch finstere Innenstadtgassen,
da konnte ich es kaum fassen, dass uns schon kurz nach Erntedank, nicht
versteckt in irgendeinem Schrank,
sondern ganz frei und frank auf der Warenbank so etwas wird jetzt schon beschert.
Ich fragte mich: „Läuft da nicht was verkehrt?“ Doch dann wurde ich auf
Nachfrage von einem Fachmann aus dem Handel belehrt, „Mein lieber Kunde, alter
Gesell, hebe die Beine und spute dich schnell. Das ist der Klimawandel, da
strömen die Leute eben schon im Oktober weihnachtlich gestimmt in den Handel. Sie
wollen sich schon im frühen Herbst freuen auf das Frohe Fest, denn ihr trüber
Alltag ist oft die Pest. Die Leute müssen heute schlucken so manche bittere
Pille. Deshalb ist süßer Weihnachtsgeschmack des Volkes Wille. Deshalb, setze
auf dein Brille und schau, was du kriegen kannst, sonst bleibt für dich zum
Heiligen Festen höchstens noch eine Möhre und du alter Spätzünder schaust in
die Röhre. Dann gönnen sich die anderen einen Schmaus und bei dir ist der Ofen
aus.“
Dieser Text erschien am 9. Oktober 2019 in der NRZ
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