Müßiggänger. Dieser Begriff hat in unserer Leistungsgesellschaft etwas Anrüchiges. Auch ich habe mich schon bei der Frage erwischt: Was machen eigentlich die Leute, die scheinbar über Stunden in und vor Cafés und Kneipen sitzen und den Tag tot schlagen.
Jetzt weiß ich es. Diese Müßiggänger haben die Energie und die die entspannte Aufmerksamkeit, die ihren geschäftigen und gehetzten Zeitgenossen oft fehlt. Ausgerechnet vor einer Bier-Gaststätte brach mir gestern mein Schlüsselring. Während ich noch in meiner Schock-Starre verharrte, pflückten die fröhlichen Biertrinker, die die Sonne an der Schloßstraße genossen, meine Schlüssel vom Straßenpflaster. Mir fiel ein Stein vom Herzen und die Erkenntnis in meinen Erfahrungsschatz, dass der Müßiggang als höchste Lebenskunst nicht unbedingt aller Laster, sondern auch aller Hilfsbereitschaft Anfang sein kann.
Dieser Text erschien am 15. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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