Samstag, 10. Mai 2014

Ist das Image von Ruhrbania noch zu retten? Ein Gespräch mit der PR-Fachfrau Anita Gilges

Wenn Unternehmen Werke schließen oder Produkte zurückrufen müssen, sind Anita Gilges und ihre Kollegen von der PR-Agentur Blue Moon als Öffentlichkeitsarbeiter gefordert, um die Krise zu kommunizieren und den Imageschaden zu begrenzen. Könnte auch Ruhrbania, von dem im Bürgerbarometer der Neuen Ruhr Zeitung nur 24 Prozent der Befragten sagen, dass sie damit mehr Lebensqualität und Attraktivität für die Stadt verbinden, Krisen-PR gut tun und das schwache Image aufpolieren.
Ist das Image von Ruhrbania noch zu retten?
Auf jeden Fall. Trotz viel Beton sieht man gute Ansätze. Wohnen am Wasser. Das ist auf jeden Fall attraktiv.
Was könnte mehr Mülheimer für Ruhrbania begeistern?
Man sollte das neue Ruhrquartier mit seinem großen Platz für kulturelle und sportliche Events nutzen, bei denen die Bürger Ruhrbania positiv erleben. Im Winter könnte ich mir dort auch einen Weihnachtsmarkt oder eine Eislauffläche vorstellen.
Erschlägt der Beton an der Ruhrpromenade nicht jede noch so gute PR-Argument?
Nicht, wenn man als Stadt öffentlich deutlich macht, dass man vorhat Ruhrbania grüner zu machen und dabei auch die Bürger einbezieht.
Und was könnte man vorhaben, damit sich Bürger und Ruhrpromenade wieder grün sind.
In New York hat man zum Beispiel gute Erfahrungen damit gemacht, zusammen mit den Bürgern Bäume zu pflanzen, Blumenkübel aufzustellen und Hochbeete anzulegen, um eine grüne Meile entstehen zu lassen.
Wer soll das bezahlen?
Das muss die Stadt nicht alleine machen. Dafür kann man auch Anwohner, Geschäftsleute und Unternehmer gewinnen, die daran interessiert, sind, dass das neue Quartier aufgewertet wird und ein besseres Image bekommt.
Aber steht dem nicht der leerstehende Kaufhof und sein ebenfalls ungenutztes Parkhaus im Weg?
Nicht, wenn man auch hier die Bürger einbezieht und auf dem Laufenden hält. Dabei sollte man mit der Öffentlichkeit ehrlich kommunizieren und nichts schön reden, sondern Probleme offen benennen. Wenn man noch keine konkrete Lösung in der Hand hat, sollte man das auch offen sagen und kann dabei aus der Not eine Tugend machen, in dem nan zu einem Ideenwettbewerb aufruft, an dem zum Beispiel örtliche Architekten ihre Gestaltungsvorschläge für das Kaufhofareal präsentieren könnten. Wenn ich mir im Internet die städtische Kommunikation zur Ruhrbania anschaue, scheint sie mir doch sehr defensiv und in den letzten Jahren geradezu abgebrochen zu sein. Wichtig ist aber eine offensive Kommunikation. Denn wenn man nichts sagt, entsteht bei Bürgern und Presse der Eindruck, dass man nichts tut. Und das führt dann zu immer mehr Misstrauen und einer immer kritischeren Presseberichterstattung.
Haben Sie ein vergleichbares Imageproblem, wie bei Ruhrbania schon mal in einer anderen Stadt erlebt?
Für eine gute PR ist es bei Ruhrbania schon sehr spät. Wir haben auch in anderen Städten, wie Münster und Köln den Aufbau neuer Stadtquartiere pr-technisch begleitet, allerdings von Anfang an. Auch dort gab es anfangs durchaus kritische Stimmen, aber nicht in diesem Ausmaß. Und als das Projekt realisiert war, waren die meisten Bürger doch eher positiv gestimmt.
Wie erklären Sie sich, dass im eindeutigen Imagetrend gegen Ruhrbania Männer eher als Frauen und Jüngere eher als Älter die Vorteile des Quartiers sehen?
Das hat sich damit zu tun, dass Männer oft wirtschaftliche Vorteile stärker bewerten und Älteres in der Regel nicht so sehr an Neuerungen interessiert sind, die Gewohntes verändern.

Anita Gilges wurde 1968 in Düsseldorf geboren und studierte nach einem journalistischen Volontariat BWL, Marketing und Kommunikationswissenschaften. Anschließend arbeitete sie als PR-Fachfrau in Unternehmen der Computerbranche sowie der Versicherungs- und der Wohnungswirtschaft. Bevor sie 2000 in Neuss ihre eigene PR- und Werbeagentur Blue Moon gründete, die 20 Mitarbeiter beschäftigt, war die verheiratete Mutter eines neunjährigen Sohnes im Bereich Unternehmenskommunikation für die Mülheimer PR-Agentur Koob tätig. Im Internet: www.bluemoon.de

Dieser Text erschien am 6. Mai 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

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