„Busfahren hat bei uns Tradition“ steht auf dem Plakat. Und
Busfahrer Marco Prudon steht daneben. „Ich wollte erst gar nicht aufs Plakat.
Aber mein Chef hat gesagt. Doch. Geh mal dahin. Die machen gerade Fotos. Und
plötzlich bekam ich einen Anruf: Du bist dabei“, erinnert sich der 38-jährige
Sohn eines pensionierten Busfahrers, der selbst seit drei Jahren für die
Mülheimer Verkehrsgesellschaft Bus fährt, an den Start einer plakativen
Imagekampagne, mit der die MVG und ihre Schwestergesellschaften im Nahverkehrsverbund
Via im zweiten Halbjahr 2013 vor allem für eines warben: Respekt und
Wertschätzung für ihre Bus und Bahnfahrer.
Prudon war einer von 40 Bus- und Bahnfahrern, die über Nacht
zum Fotomodell wurden, um zu zeigen, dass ihre Kollegen und sie auch nur
Menschen sind, die sich über freundliche Fahrgäste freuen. „Ich glaube, dass
die Leute früher mehr Respekt vor Bus- und Bahnfahrern hatten. Vielleicht lag
es an ihrer Uniform“, glaubt Prudon, wenn er sich mit seinem Vater über dessen
Arbeitsalltag am Lenkrad unterhält. Gott sei Dank kennt auch Prudon Fahrgäste,
„die einen mit einem freundlichen Guten Morgen begrüßen oder das Geld für die
Fahrkarte nicht einfach wortlos hinknallen.“ Doch er stellt immer wieder fest:
„Der Ton ist rauer geworden, auch wenn wir selbst gar nichts dafür können, dass
ein Bus mal später kommt oder ausfällt.“
Deshalb hat Via Prudon und seine Kollegen auf Bussen, Bahnen
und an Haltestellen plakatiert. „Ich bin noch vor drei Wochen angesprochen
worden: Sie sind doch der Mann vom Plakat“, erzählt Prudon. Er schätzt, dass er
im Laufe der letzten Monate von 25 Fahrgästen (durchweg wohlwollend) auf seine
Vorbildfunktion angesprochen worden ist. „Anfangs habe ich genau darauf
geachtet, wo ich hänge und auf welchem Bus ich zu sehen bin. Aber irgendwann
sieht man das gar nicht mehr“, beschreibt Prudon den Gewöhnungseffekt.
Via, die jetzt rund 1000 Fahrgäste in einer repräsentativen
Telefonumfrage befragt hat, bekam immer hin von 13,3 Prozent der Befragten die
Antwort, dass die Plakatwerbung ihr Bild von Bus- und Bahnfahrer im Sinne von
mehr Wertschätzung positiv verändert habe. 78,5 Prozent bezeichneten die
Kampagne als ansprechend. 51,1 Prozent räumten dem Beruf des Bus- und
Bahnfahrer einen hohen Stellenwert ein, 67 Prozent bezeichneten Busfahrer als
freundlich, 59 Prozent als hilfsbereit, 58 Prozent als umsichtig, 77 Prozent
als seriös, aber nur 48 Prozent als geduldig. Geduldig muss man nach Prudons
Ansicht auch weiterhin sein, wenn es um den höflichen und respektvollen Umgang
in Bussen und Bahnen geht. „Aber ich finde es gut, sagt er, „dass unser
Arbeitgeber etwas dafür tut, uns als Arbeitnehmer in der Öffentlichkeit besser
darzustellen.“
Dieser Text erschien am 14. April 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
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