Freitag, 28. Oktober 2022

Viel zu tun im Weinberg des Herrn

 Der Stadtkatholikenrat, die Vertretung der 43.000 katholischen Laien in Mülheim, wird erstmals von einer Doppelspitze geführt. Die katholische Stadtkonferenz, die aus den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden des Stadtdekanates besteht, wählte den Arzt Dr. Martin Linssen und den Ingenieur Dr. Raimund Bülte zu gleichberechtigten. Sie treten die Nachfolge des bisherigen Stadtkatholikenratsvorsitzenden, Rolf Völker, aus der Pfarrgemeinde St. Barbara.


Bülte ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Mariae Geburt. Linssen gehört dem Pfarrgemeinderat von St. Mariä Himmelfahrt. „Wir wollen nicht in die Pfarrgemeinden hineinregieren, sondern Impulse aus den Pfarrgemeinden aufnehmen und diese als Vertreter und Koordinatoren der katholischen Laien in den Dialog mit deren weltlichen und geistlichen Vertretern in die Stadtgesellschaft hineintragen“, sagten Bülte und Linssen nach ihrer Wahl.

Beitrag für Reformen


Beide möchten mit ihrem Engagement in ihrer vierjährigen Amtszeit „einen Beitrag zur strukturellen Reform unserer Kirche“ leisten. „Wer Kirche positiv verändern will, darf nicht austreten, sondern muss sich in der Kirche für ihre Erneuerung engagieren, damit unsere Kirche weniger hierarchisch und dafür geschwisterlicher und demokratischer werden kann“, betont Martin Linssen.

Mit Blick auf den Synodalen Weg und die Deutsche Bischofskonferenz sieht Linssen, einschließlich des Ruhrbischofs Dr. Franz-Josef Overbeck, die reformbereiten Kräfte in einer deutlichen Mehrheitsposition.

Mit einer christlichen Stimme sprechen


Das Laien heute in der katholischen Kirche beerdigen und Wortgottesdienste leiten können, dass gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften gesegnet werden und dass es auch in unserer Stadt mit Sigrid Geiger (in St. Mariae Rosenkranz) eine Gemeindeleiterin gibt, sehen Bülte und Linssen als Beleg dafür, „dass sich etwas in der katholischen Kirche bewegt.“
„Wir müssen mit einer christlichen Stimme sprechen, wenn wir uns im Sinne der Frohen Botschaft als Kirchen in der Stadtgesellschaft zu politischen, sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Fragen zu Wort melden“, betont Stadtdechant Michael Janßen mit Blick auf die ökumenische Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr, die ihm sehr am Herzen liegt.
Auf der Grundlage des Votums der erweiterten katholischen Stadtkonferenz ist der Pfarrer von St. Mariae Geburt vom Ruhrbischof für sechs weitere Jahre zum Stadtdechanten ernannt worden.

Zu Beginn seiner nunmehr dritten Amtszeit hat Janßen seinen Amtsbruder, Christian Böckmann, der als Pfarrer an der Spitze von St. Barbara und St. Mariä Himmelfahrt steht, zu seinem Stellvertreter ernannt. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat Böckmann inzwischen auch in das Essener Domkapitel berufen. Darüber hinaus arbeitet dem Stadtdechanten, mit Miriam Weinert-Al-Jubori eine neue Assistentin zu. Die studierte Betriebswirtin und dreifache Mutter sehen ihren Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir können hier in Mülheim nicht die Welt verändern. Aber wir können tun, was uns möglich ist, um die Welt hier ein etwas besser zu machen. Und ich möchte das, was Gemeinden und Stadtkirche in diesem Sinne tun in das Bewusstsein der Öffentlichkeit hineintragen“, sagt Miriam Weinert-Al-Jubori.
Aktuell sehen die beiden Mülheimer Pfarrer und die beiden neuen Vorsitzenden des Stadtkatholikenrates die Umsetzung der 2015 angestoßenen und 2018 durch die Voten der dreien Mülheimer Pfarreien konkretisierten Pfarreientwicklungspläne als dringlichste Aufgabe an. Dazu erklärt der Stadtdechant: „Die Entscheidungsfindung in den Gemeinden ist durch die Corona-Pandemie verszögert worden, nimmt aber jetzt wieder Fahrt auf, so dass wir der Öffentlichkeit mittelfristig auch konkrete Veränderungen mitteilen können, wobei ich davon ausgehe, dass Mülheim auch langfristig mit St. Mariae Geburt, St. Mariä Himmelfahrt und St. Barbara drei Pfarrgemeinden behalten wird. Mit Blick auf die Gemeindeverwaltung könnte ich mir aber durchaus eine Zentralisierung auf dem Kirchenhügel vorstellen.“

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