Die Herbstgespräche, zu denen die CDU am Tag der Deutschen Einheit ins Haus der Stadtgeschichte einlud, standen ganz im Zeichen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Am Pult, an dem die für Nordrhein-Westfalen zuständige Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum, als Gastrednerin das Wort ergriff, prangte ein blau gelbes Plakat mit dem Konterfei des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer und seinem Zitat: „Wir wählen die Freiheit.“ Mit diesen Worten hatte er in den frühen 1950er Jahren, angesichts der Bedrohung durch die kommunistische Sowjetunion, die westdeutsche Wiederbewaffnung gerechtfertigt.
Die CDU-Kreisvorsitzende, Astrid Timmermann-Fechter sagte in ihrer
Begrüßung: „Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands und der aktuelle
Krieg in Europa zeigen uns, dass Geschichte nicht linear verläuft und dass
unsere Freiheit immer wieder neu verteidigt werden muss.“
Die Generalkonsulin, Iryna Shum, verband ihren Glückwunsch zum Tag der
Deutschen Einheit mit dem Hinweis: „Der Weg ihres Landes hat in die Freiheit
geführt und dort hin will auch mein Heimatland. Allerdings ist unser Weg
dorthin leider nicht so friedlich, sondern mit Krieg und vielen Opfern
verbunden.“ Ausdrücklich dankte die Diplomatin allen Deutschen für ihre
humanitäre Unterstützung ihrer Landsleute. Rund 2000 Ukrainer leben zurzeit als
Kriegsflüchtlinge in Mülheim. Iryna Shum machte deutlich; „Meine Landsleute
sind nicht aus Armut und Unzufriedenheit aus der Ukraine geflohen, sondern vor
den russischen Bomben. Die allermeisten von ihnen wollen nach dem Krieg in ihre
Heimat zurückkehren und bei deren Wiederaufbau mithelfen.““
„Der Krieg findet zwar in unserem Land statt“, so Shum weiter: „Er steht aber
auch vor ihrer Tür und es liegt nicht nur im Interesse meines Landes, sondern
auch im Interesse Deutschlands und Europas, dass die Ukraine den Krieg gegen
Russland gewinnen und so unseren Frieden in Europa dauerhaft sichern kann.“
Die ukrainische Generalkonsulin ließ keinen Zweifel daran, dass sich ihr
Land langfristig als Mitglied der Nato sieht. Wie das Deutschland nach 1945
sieht die aus einer russischsprachigen Familie stammende Iryna Shum Russland
2022 vor einem harten moralischen und materiellen Läuterungsprozess, um das
Putin-Regime zu überwinden und sich zu demokratisieren.
Auch finanziell sieht die ukrainische Diplomatin Russland in der Pflicht, die von ihm verursachten Kriegsschäden, durch Entschädigungszahlen an die Ukraine wieder auszugleichen. Die durch den russischen Angriffskrieg verursachten materiellen Schäden beziffert Iryna Shum derzeit auf mehr als 750 Millionen US-Dollar. In ihren Augen braucht die Ukraine, wie Deutschland und Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg, einen „Marshallplan“, um ihren Wiederaufbau bewerkstelligen zu können. Deshalb hält sie auch ein internationales Tribunal für erforderlich, dass die im Namen Russlands begangenen Kriegsverbrechen aufklärt.
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