In der kommenden Woche müssen Bürger mit einer
Einschränkung der öffentlichen Dienstleistungen rechnen. Die Mülheimer
Verkehrsgesellschaft (MVG) wies ihre Kunden bereits gestern via Internet darauf
hin, dass sie voraussichtlich am Dienstag ganztägig bestreikt wird. MVG-Sprecher
Nils Hoffmann empfiehlt betroffenen Fahrgästen, im Notfall Fahrgemeinschaften
zu bilden oder auf die vom Streik nicht betroffenen S-Bahnen umzusteigen.
„Streik ist höhere Gewalt. Da können wir nichts machen und wir wissen, dass die
Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gerne das Instrument der
Überraschung einsetzt,“ erklärt Hoffmann. Er weiß, dass 65 Prozent der 470
MVG-Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. Nicht nur Bus- und
Bahnfahrer, sondern auch die Mitarbeiter der Kundencenter werden zum Streik
aufgerufen. In Mülheim sind lediglich zehn Mitarbeiter in sicherheitsrelevanten
Bereichen, etwa im Betrieb der Tunnelanlagen, bei der Stromversorgung oder in
der Leitstelle auf jeden Fall dienstverpflichtet.
„Wir wissen noch von nichts“, räumt Stadtsprecher Volker Wiebels ein. „Doch
sollten zum Beispiel die Kindertagesstätten bestreikt werden, werden wir uns
umgehend mit den betroffenen Eltern in Verbindung setzen und kurzfristig
Notfallpläne aufstellen und eine Notrufnummer einrichten, so dass kein Kind
unbetreut bleiben wird“, betont Wiebels. Er verweist auf die Erfahrungen aus
früheren Streiks im öffentlichen Dienst, in denen Erzieherinnen, die sich nicht
am Streik beteiligten, in den bestreikten oder in benachbarten Kindertagesstätten
die Kinderbetreuung sichergestellt hätten.
Verdi-Geschäftsführerin Henrike Greven sagte am Freitag: „Wir sind noch in der
Feinabstimmung. Wann wir streiken, werden wir erst am Montag um 10 Uhr
bekanntgeben. Wenn wir streiken, wird das alle Bereiche treffen.“
Also müssen Bürger an einem Tag der kommenden Woche auch im Bereich der
Müllabfuhr oder der Verwaltung mit Einschränkungen rechnen. Insgesamt ruft
Verdi in Mülheim 3500 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes zum Streik auf.
Angesichts eines Organisationsgrades, der sich im öffentlichen Dienst zwischen
60 und 75 Prozent bewegt, geht Greven von einer durchschlagenden Streikwirkung
aus. Mit Genugtuung registriert sie das Verständnis, das auch Stadtkämmerer Uwe
Bonan für die Tarifforderungen ihrer Gewerkschaft gezeigt hat. „Die
Beschäftigten, die im öffentlichen Dienst als Busfahrer, Erzieherin oder
Altenpfleger eine gute Arbeit leisten und mit Bruttogehältern von 2100 bis 2300
Euro am Monatsende nach Hause gehen, tragen keine Schuld an der Finanzmisere der
Kommunen“, verteidigt Greven die Verdi-Forderungen nach 100 Euro und insgesamt
3,5 Prozent mehr Lohn.
Dieser Text erschien am 15. März 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Seit 100 Jahren Mülheimer
Als Paul Gerhard Bethge 1924 in Mülheim geboren wurde, war die Stadthalle noch im Bau und erstmals zogen zwei Nationalsozialisten in den S...
-
Jan Sensky vor seinem Dienswagen Wenn Sie ein altes Möbel- oder Kleidungstück oder auch Geschirr zu Hause stehen haben, die noch gut zu ...
-
Der 30. und 31. Januar ist in meinem Kalender rot angestrichen", erzählt Familienforscherin Bärbel Essers. Dass das so ist, hat mit der...
-
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.” Auch dieses Volkslied dürfte die Schildberger Sing- und Spielschar ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen