Dass der Theologe und Psychotherapeut nicht nur über Menschlichkeit spricht, sondern sie auch praktiziert, zeigt er mit der Spende seines Vortragshonorars an die Aktion Mensch Friedenskirche gleich zu Beginn.
„Ich gehe eigentlich nicht zur Kirche, aber Eugen Drewermann berührt mich tief“, sagt eine Frau. An diesem Abend sagt Drewermann zum Beispiel, dass man sich Gott nicht als strafenden Gesetzgeber, sondern als liebenden und zuhörenden Vater vorstellen könne. Das erkennt er zum Beispiel am Gleichnis der Ehebrecherin, in dem Jesus ihren Anklägern sagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ oder in dem biblischen Bild vom Hirten, der dem verlorenen Schaf nachgeht.
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“, zitiert Drewermann die Bergpredigt Jesu und macht mit seinem unnachahmlich wohltuenden und erhellenden Mix aus Predigt und Psychotherapie deutlich, dass es eigentlich keine bösen, sondern nur verzweifelte Menschen gibt, die sich unter dem Eindruck traumatischer Lebenserfahrungen selbst im Weg stehen. „Moral und Strafe machen Menschen nicht besser, sondern nur die Erfahrung von Verständnis, Güte und Vergebung.“
Deshalb, so Drewermann mit Blick auf das Vater Unser, könnten wir Gott um Vergebung bitten und selbst unseren Schuldigern vergeben. Dass der durch Jesus offenbarte Gott nicht die Absolutsetzung des Moralischen zeigt sich für Drewermann auch in der Apostelgeschichte, wenn aus dem Christenverfolger Saulus der Christusverkünder Paulus wird.
Als Psychotherapeut weiß Drewermann, der kein Priesteramt braucht, um die Frohe Botschaft zu verkünden, dass es nicht nur die vermeintlich bösen Menschen sind, die sich mit ihrer Verzweifelung im eigenen Lebensweg stehen, sondern auch jene, die „aus Angst brav sind und stets den Wünschen ihrer Mitmenschen entgegen laufen“ und sich so in der Sucht nach Anerkennung einem aus Übererwartungen gespeisten unmenschlichem Stress aussetzen. Mit der Bibel gegen Burnout?! Drewermann macht es möglich und kommt, so Gott will, bei seinen Zuhörern an diesem Abend in der Friedenskirche nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal gut an.
Ein Beitrag zu diesem Thema erschien auch am 1. Juni 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung
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