Gar nicht so einfach, zwischen Mensch und Maschine zu wechseln. Zwischen den mechanischen Bewegungen eines Schauspielroboters und den Emotionen eines Menschen aus Fleisch und Blut hin und her zu springen. Darauf müssen sich Schauspieler und Zuschauer bei der Backsteintheater-Premiere von „Ein komisches Talent“ erst mal einstellen. Nur langsam nimmt Alan Ayckbourms Komödie Fahrt auf. Es geht um den von Klaus Wehling herrlich tollpatschig und unbeholfen gespielten Autor Adam Trainsmith, der sich in den Schauspielroboter Jacie (Marie Elisabeth Zipp) verliebt. Denn sie (oder es) hat Humor und lacht immer an den richtigen Stellen.
„Ich fand das komisch. Ich habe Gefühle. Ich glaube, ich habe einen Defekt“, lässt Jacie Adam an einer Stelle wissen. Und von diesen wunderbaren menschlichen Defekten, die zwischen Mensch und Maschine zu Irrungen und Wirrungen, aber am Ende auch zum Happy End führen, lebt auch die 24. Premiere des Backsteintheaters. Sie beginnt in einem Fernsehstudio der Zukunft. Dort dreht Regisseur Chandler Tate (Wolfgang Bäcker) mit computergesteuerten „Schauspielaktroiden“ eine tägliche 0815-Krankenhausserie. Sehr anschaulich spielt Bäcker den ruppigen, weil desillusionierten Idealisten, der Trainsmith einmal wissen lässt: „Ich bin gerne ein Revoluzzer, aber manchmal muss ich auch an meine Rente denken.“
Autor Adam denkt natürlich nicht an seine Rente, sondern an ein Stück, das er für Jacie schreiben will und das ihrem komischen Talent gerecht werden soll. Dieses Talent für Komik durch Timing beweist Jacie auch, als sie der schnippischen und frustrierten Produzentin Carla Pepperbloom, sehr authentisch gespielt von Ursula Bönte, eine Sahnetorte ins Gesicht klatscht, weil diese zu wissen glaubt, „dass so ein Schauspielaktroide soviel Humor und Persönlichkeit hat wie ein Kühlschrank.“
Weil dem allzu menschlich aus seiner Rolle fallenden Schauspielautomaten die Einschmelzung droht, fliehen Adam und Jacie und erleben eine komische Situation nach der anderen. Mal einfühlsam, mal temperamentvoll führt uns Marie Zipp einen zwischen Mensch und Maschine schwankenden Charakter vor. Der kann in schwierigen Situationen nur auf Versatzstücke aus seiner Serienprogrammierung zurückgreifen. „Ich kann doch nur sagen, was andere mir aufgeschrieben haben. Wenn du 100 Jahre wartest, kannst du vielleicht mal einen eigenen Satz von mir hören“, meint Jacie zu Adam. Doch der weiß: „Das machen wir doch alle. Wer ist heute noch kreativ?“ Nicht nur hier hält das Stück, das von schrulligen Charakteren und Situationskomik lebt, dem Publikum den Spiegel vor und fragt: Wer von uns ist echt?
Dieser Text erschien am 11. März 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen