Sonntag, 10. März 2013

Identität und Begegnung oder: Warum sich Burglind Werres im Geschichtsgesprächskreis Styrum und für die Gemeindebücherei von St. Mariae Rosenkranz engagiert


Burglind Werres mag Menschen und Bücher. Als Pharmazeutisch-technische-Assistentin hat sie in der Apotheke Menschen mit Heilmitteln versorgt, ehe sie aus ihrem Berufs ausstieg und sich ganz um die Menschen in ihrer Familie zu kümmern. Heute engagiert sie sich im achtköpfigen Bibliotheksteam ihrer Styrumer Gemeinde St. Mariae Rosenkranz und im Styrumer Geschichtsgesprächskreis. Beide Aktivitäten sind für sie zwei Seiten derselben Medaille.

„Das ist ein Ort der Kommunikation“, sagt sie über die kleine Gemeindebücherei am Marienplatz, deren Wohnzimmercharme sie gerne bald aufpeppen möchte. Aber vielleicht ist es ja eben dieser gemütliche Wohnzimmercharme und die gemütvollen Menschen, die sich hier engagieren, die Menschen anziehen, weil sie nicht nur ein gutes Buch, sondern auch ein gutes Wort und ein offenes Ohr suchen. „Man merkt manchen Menschen, die hier hinkommen an, dass sie einsam sind und das es ihnen richtig gut tut, wenn sie mal jemanden haben, mit dem sie reden können und der ihnen zuhört.“ Und das „Lesen Kinder stark macht“, weil sie so ihre Sprache und Phantasie entwickeln und spielerisch Wissen und Lebenserfahrung sammeln können, steht für Werres außer Frage.

Deshalb bieten ihre ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und sie neben geselligen Literaturveranstaltungen für die reiferen Leseratten auch einen Schnupper- und Entdeckungstag an, der Kindergartenkinder „bib(liotheks)fit“ machen soll und sie deshalb ganz spielerisch einen Büchereiführerschein erwerben lässt.

Und wie ist das mit dem Geschichtsgesprächskreis, der sich am 22. Februar (um 10 Uhr) von Gemeindemitglied Hans Hanisch durch die Styrumer Marienkirche führen lässt? Werres, die vor 32 Jahren in den Stadtteil zog, zieht einen Bildband aus dem Regal, mit dem Hanisch den Leser und Betrachter hinter die Kulissen von St. Mariae Rosenkranz schauen lässt. Es ist nicht das einzige Buch über den Stadtteil. Allein vier Bände hat der Geschichtsgesprächskreis über die wechselvolle Geschichte des Stadtteils geschrieben, in dem der katholische Unternehmer August Thyssen 1871 sein erstes eigenes Stahlwerk errichtete und 1894 die Kirche St. Mariae Rosenkranz bauen ließ.

Kommunikation ist für Werres das Schlüsselwort, das ihr Engagement in der katholischen Bücherei und im Geschichtsgesprächskreis inspiriert. Zusammen mit Marlies-Pesch Krebs kümmert sie sich zum Beispiel um die Pflege eines historischen Klassenzimmers, in dem Kinder und Erwachsene wie Anno Dazumal die Schulbank drücken und dabei ganz viel über die Styrumer Schul- und Stadtteilgeschichte lernen können. „Als jemand, der erst später hier hin gezogen ist, bin ich immer wieder davon fasziniert, wie sich das Leben in diesem von der Industrie geprägten Stadtteil früher angespielt hat und das die Menschen früher sehr viel mehr miteinander gesprochen haben.“ Das kommt aus ihrer Sicht heute viel zu kurz, weil die Menschen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und auch medial zerstreut sind.

Dabei erlebt sie im Geschichtsgesprächskreis immer wieder, „dass die Leute, die die Geschichte des Stadtteils kennen sich auch viel eher dafür interessieren, was heute im Stadtteil geschehen muss.“ Da geht es dann nicht nur um Dönekes aus Opas und Omas Zeiten, sondern auch um den Erhalt eines Sportplatzes, der verkauft und bebaut werden soll oder um den neuen Bürgerbus und die Probleme, die der Straßenverkehr für den Stadtteil mit sich bringt. „Wer die Geschichte eines Stadtteils kennt, ist auch daran interessiert, ihn zu bewahren, zu gestalten und mitzutragen“, glaubt Werres.

Dieser Beitrag erschien am 1. März 2013 im Ruhrwort

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