Freitag, 1. Februar 2013

Wie sich Alt-Bürgermeister Wilhelm Knabe an die Folgen erinnert, die der 30. Januar 1933 in seinem persönlichen Umfeld hatte

Bei der Lektüre meines NRZ-Artikels „Der Anfang vom Ende“, wurden bei Alt-Bürgermeister Wilhelm Knabe (Jahrgang 1923, in Dresden geboren) ganz persönliche Erinnerungen wach. „Ich weiß noch, dass ich mit meinen Eltern damals im Radio gehört habe, dass der Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt habe“, erzählt Knabe. Außerdem hat er noch das Wahlplakat einer bürgerlichen Partei vor Augen, das damals prügelnde Kommunisten und Nationalsozialisten als abschreckendes Beispiel zeigte, um die Bürger vor der Wahl extremer Parteien zu warnen.

Doch über Politik machte sich der damals Neunjährige noch keine Gedanken. Er wunderte sich nur darüber, dass sein „sehr beliebter“ Volksschullehrer, der Knabe und seine Klassenkameraden regelmäßig mit Abenteuerromanen aus seinem Bücherschrank versorgte, schon bald nach dem 30. Januar 1933 nicht mehr zum Unterricht erschien. „Ich hatte damals J.F. Coopers Buch ‘Der rote Freibeuter ‘ von ihm ausgeliehen. Erst später habe ich erfahren, dass der Lehrer Hallhuber wohl Sozialdemokrat war und deshalb von den Nazis nicht mehr im Schuldienst geduldet wurde,“ blickt Knabe zurück.

Er erinnert sich auch daran, dass der Direktor des Landeskrankenhauses, in dem sein Vater als Pfarrer arbeitete, eines Tages aus einem Amt entlassen wurde, weil man ihm nachweisen konnte, dass er gegen Hitler gestimmt hatte. „Mein Vater war damals eher deutschnational eingestellt. Meine meine Mutter hielt Hitler für einen schlechten Menschen und traute ihm nicht über den Weg. Meine ältere Schwester Magdalena ging 1934 als Kindermädchen nach England, weil sie nicht im nationalsozialistischen Deutschland leben wollte“, schildert der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen die familiärer Situation nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933.

Dieser Text erschien am 31. Januar 2013 in der NEUEN RUHR ZEITUNG

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