Samstag, 9. Februar 2013

So gesehen: Närrische Machtträume

Derzeit begegnen wir auch in unserer Stadt verkleideten Menschen. Es ist Karneval. Da darf jeder für ein paar tolle Tage sein, was er schon immer sein wollte. Teufelsweib und Supermann, Gangster, Polizist, Kapitän oder Feuerwehrmann. Doch wovon hat Baudezernent Peter Vermeulen geträumt, als er sich Weiberfastnacht als römischer Imperator verkleidete?


Na klar. So ein Imperator konnte seinerzeit natürlich nach Herzenslust bauen und planen. Er brauchte sich nicht mit Stadträten und Bürgerinitiativen herumschlagen oder nach Material- und Personalkosten fragen. Wofür hatte man Kolonien und Sklaven? Und wenn es mal bei der Verkehrsführung klemmte - mit Ampelschaltungen hatten Imperatoren ohnehin nichts am Hut - wurden einfach neue Straßen angelegt und was im Weg stand abgerissen.

Das war für die Untertanen, die sich heute Bürger nennen, und schon damals die Rechnungen der Mächtigen begleichen mussten, nicht immer lustig. Und auch Imperatoren lebten oft gefährlich, weil sie im Ernstfall nicht abgewählt, sondern gemeuchelt wurden. Aber wer will im Karneval schon an solch ernste Details denken, die den Spaß verderben, zumal am Aschermittwoch ohnehin alles vorbei ist. Dabei würde sich nicht nur mancher Dezernent auch nach Aschermittwoch, wenn man sich wieder mit Anzug und Krawatte verkleidet, zumindest manchmal die Macht eines Imperators wünschen, um die Baustellen der Kommunalpolitik etwas schneller abzuarbeiten.  

Dieser Text erschien am 9. Februar 2013 in der NEUEN RUHR ZEITUNG

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