Samstag, 23. Februar 2013

Wie die Caritas psychisch kranke Menschen gut durch den Tag bringt

„Früher habe ich als Sekretärin gearbeitet. Da habe ich Papier von einer Seite auf die andere gelegt oder abgeheftet. Und irgendwann ist alles im Papierkorb gelandet“, erinnert sich Cornelia Peters an ihr erstes Berufsleben. „Heute mache ich etwas sinnvolles, weil ich psychisch kranken Menschen helfen kann, möglichst viele ihrer Fähigkeiten und damit auch möglichst viel Lebensqualität zu behalten“, beschreibt sie ihr zweites Berufsleben als Beschäftigungstherapeutin in der Caritas-Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen.


Als sie ihre Arbeit begann war die Tagesstätte, die sich heute im ersten Stockwerk des katholischen Stadthauses an der Althofstraße befindet, gerade ein Jahr alt.

Damals arbeitete ihr Kollege Winfried Pasch bereits in der Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch erkrankte Menschen, die die Caritas bis heute im Erdgeschoss des Hauses betreibt. „Es geht hier nicht nur um Bespaßung, sondern darum, dass sich psychisch kranke Menschen durch die tägliche Begegnung mit anderen Menschen wieder selbst spüren und Wertschätzung erfahren und damit einen eigenen Antrieb entwickeln, der sie morgens aufstehen lässt“, erklärt der Sozialpädagoge den Mehrwert der Tagesstätte.

Deshalb freuen sich Pasch und Peters, die in der Tagesstätte von zwei weiteren Beschäftigungstherapeutinnen unterstützt werden, auch über die Musikinstrumente, die sie gestern von der Bürgerstiftung geschenkt bekommen haben.

„Sie können vielleicht einen weiteren Anstoß dazu geben, dass sich die psychisch kranken Menschen, die den Weg zu uns finden, lernen sich auszudrücken und ihren eigenen Rhythmus zu finden“, glaubt Pasch. Kreativ geht es in der Tagesstätte aber nicht erst seit der Instrumentenspende zu. Da wird je nach Temperament und Neigung gestrickt, gespielt und genäht, gekocht und gebacken oder gemalt und gewerkelt. Auch gemeinsame Ausflüge und Freizeitaktivitäten von einer Fahrt mit der Weißen Flotte bis zum Kinobesuch stehen regelmäßig auf dem Programm.

Neben einem Wohnzimmer und der Küche gehören auch ein Ruheraum für individuelle Auszeiten sowie ein Werk- und ein Nähzimmer zur Tagesstätte. Der Landschaftsverband Rheinland finanziert die Einrichtung als ein ergänzendes Angebot zur Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch erkrankte Menschen, in der Ratsuchende und Betroffene kommen und gehen.

Der Besuch der Tagesstätte soll psychisch kranke Menschen zu einer kontinuierlichen und verbindlichen Tagesstruktur verpflichten und so langfristig teure Klinikaufenthalte vermeiden. Voraussetzung für den Besuch der Tagesstätte ist ein ärztliches Gutachten, das eine psychische Erkrankung und eine daraus resultierende Erwerbsunfähigkeit bescheinigt. Die Tagesbetreuung beginnt in der Regel um acht Uhr und endet um 15.30 Uhr

„Das ist auch besonders wichtig, weil viele Betroffene alleine leben und bei uns oft so etwas, wie eine Ersatzfamilie finden“, weiß Cornelia Peters. Deshalb wird freitags auch immer wieder darüber gesprochen, wie die Besucher der Tagesstätte ihr Wochenende selbstständig gestalten können, „weil das für viele ein echtes Problem ist.“

Auch wenn Peters ihre Arbeit oft als die einer „Ersatzmutter“ sieht, die ermutigt, lobt und Selbstbewusstsein einflößt, hat sie im Laufe der Jahre lernen müssen, dass man bei aller nötigen Nähe und einem unverzichtbaren Einfühlungsvermögen als Therapeutin eine professionelle Distanz braucht. Das spürt sie vor allem dann, wenn sie mit den zum Teil schwierigen Lebensgeschichten psychisch kranker Menschen konfrontiert wird, in denen oft Schicksalschläge, Krankheit, familiäre Probleme oder Gewalt- und Misshandlungserfahrungen eine Rolle spielen.

Der Blick einer Betroffenen:

Monika (64) leidet seit vielen Jahren unter Depressionen und ist deshalb erwerbsunfähig. Als Stammgast in der Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen beschreibt sie ihre Erfahrungen so:


„Hier habe ich eine Tagesstruktur und erlebe die Gemeinschaft, die ich zu Hause nicht hätte. Wenn ich ganz allein wäre, würde ich zu Hause vielleicht nur vor dem Fernseher sitzen. Toll finde ich auch, dass wir hier alles frisch einkaufen und gemeinsam kochen. Besonders wichtig ist mir auch, dass ich durch den Besuch der Tagesstätte mich nicht nur selbst wahrnehme, sondern auch von anderen wahrgenommen werde und im Notfall auch Hilfe von einer therapeutischen Fachkraft bekomme. So kann ich auch selbst meine eigene gesundheitliche Situation viel besser einschätzen.“ Kontakt und weitere Infos unter  der Rufnummer 3085341   Dieser Text erschien am 22. Februar 2012 in der Neuen Ruhr Zeitung 

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