Montag, 10. September 2012

Warum es den Künstler Dennis Broszat vor neun Jahren ins Kloster zog

Am Tag des offenen Denkmals (9. September) öffneten Kloster Saarn, Tersteegenhaus und Camera Obscura ihre Türen für interessierte Besucher. Für den Künstler Dennis Broszat, der für seine Auftraggeber schon manch triste Haus- und Betonwand in ein echtes Kunstwerk verwandelt hat, ist jeder Tag ein Tag des offenen Denkmals. Denn der 30-Jährige zog 2003 ins Kloster Saarn. „Was für ein charmanter und beschaulicher Ort. Das wäre doch toll, wenn man hier ein Plätzchen für sich finden könnte“, erinnert er sich an seinen ersten Eindruck, als er bei einem Spaziergang mit seinen Hunden am alten Zisterzienserinnenkloster vorbei kam.


Wenn die Klosterfrauen, die hier von 1214 bis 1808 gelebt, gearbeitet und gebetet haben, den jungen legeren Mann mit Hut, Pulli und Jeans gesehen hätten, hätten sie nicht schlecht gestaunt. „Das haben meine älteren Nachbarn auch, als ich hier mit zwei Hunden eingezogen bin. Die haben sich gefragt, ob ich überhaupt hier hineinpasse“, erinnert sich Broszat an seine ersten Tage und Wochen im Kloster.

Damals leistete der gelernte Maler und Lackierer noch seinen Zivildienst ab und konnte einer älteren Nachbarin helfen, die einen Oberschenkelhalsbruch erlitten hatte. Danach war das Eis gebrochen und die Nachbarschaft, die inzwischen auch durch jüngere Mieter und Familien mit Kindern bereichert worden ist, eine gute. „Das Schöne ist, dass sich hier alle kennen und grüßen. Manchmal treffen sich die Nachbarn auch zum Grillen im Innenhof oder tolerieren es, wenn dort ein Bewohner seinen Geburtstag feiert. Und wenn ältere Nachbarn mal ihren Müll nicht runterbringen können, wird er von den Jüngeren einfach mitgenommen“, sagt Broszat.

Obwohl der junge Künstler nicht katholisch ist, glaubt er, dass der christliche Geist dieses historischen Gebäudes bis heute wirke und eine gewisse Ruhe und Harmonie inspiriere. „Ich finde die alte Architektur, die die Phantasie anregt und den Innenhof einfach genial, weil man hier nicht weit gehen muss, um die Seele baumeln zu lassen. Und trotzdem ist man auch ganz schell in der Stadt“, schwärmt Broszat.

Wenn er auf einer Bank im Innenhof oder am nahen Klosterteich sitze, so versichert der Künstler, kämen ihm die besten Ideen wie von selbst.

Man glaubt ihm, wenn man mit ihm auf einer der Bänke im Klosterhof sitzt und den Verkehr auf der nahen Kölner Straße plötzlich nur noch unterbewusst wie ein leichtes Hintergrundrauschen wahrnimmt. Natürlich muss der moderne Mieter, der im alten Kloster leben will, Kompromisse mit der historischen Architektur schließen. Broszats Wohnung im zweiten Stockwerk der weißen Klosterhäuser, die die alte Anlage wie ein Schutzwall abrunden, ist mit 54 Quadratmeter eher klein. Auch die Decken sind nicht besonders hoch, vielleicht 2,50 Meter. „Ich sehe das pragmatisch und freue mich über die dadurch geringeren Heizkosten“, betont der Klosterbewohner und weist darauf hin, dass einige der insgesamt 30 Klosterwohnungen, die dem SWB gehören, auch deutlich größer sind als seine.



Das 2008 im Kloster eröffnete Museum hat Broszat, anders, als die Cafeteria der Bürgerbegegnungsstätte noch nicht besucht. Aber das will er spätestens am morgigen Tag des offenen Denkmals nachholen.

Weitere Informationen über Dennis Broszat und seine künstlerische Arbeit findet man im Internet unter: www.broszat.org   Dieser Beitrag erschien am 8. September 2012 in der NRZ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Weihnachten im Krieg

  Manchmal scheint es so, als lerne die Menschheit nichts aus ihrer Geschichte. Auch dieses Jahr ist Weihnachten ein Fest des Friedens, mitt...