Christen und Juden zünden im Dezember Kerzen an. Ob am Weihnachtsbaum oder auf dem achtarmigen Chanukka-Leuchter.
"Das Licht steht für Wärme und Liebe. Aber die historischen und religiösen Hintergründe sind grundverschieden", macht der Oberrabbiner der 2500 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim- Oberhausen, David Geballe, deutlich. Während sich die Juden an ihre Befreiung von griechischer Herrschaft und die Wiedereinweihung ihres Jerusalemer Tempels im Jahr 164 vor Christus erinnern, feiern die Christen mit Weihnachten die Geburt ihres jüdischen Heilands Jesus von Nazareth.
Auch in diesem Jahr hat die Jüdische Gemeinde zu einem Chanukkafest auf dem Synagogenplatz in die Mülheimer Innenstadt eingeladen. Und doch sagt David Geballe, "müssen wir uns als Gemeinde, entgegen unserer Absicht und gegen unsere Interessen abschotten." Mit dem seit dem Hisbollah-Massaker am 7. Oktober 2023 eskalierten Nahostkonflikt spüren auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen einen zunehmenden Antisemitismus. Geballe spricht von einem "Schildkröteneffekt", der dazu führe, dass Juden ihren Glauben, etwa in Form eines Davidsterns oder einer Kipa, nicht mehr öffentlich, sondern nur noch im Schutzraum der Synagoge ihrer Gemeinde leben. Auch wenn der Rabbiner seinen Gemeindemitgliedern sagt: "Unsere Antwort auf Antisemitismus kann es nicht sein, weniger jüdisch zu sein. Unsere Antwort kann nur in einem mehr jüdisch sein bestehen." Dennoch kennt er Gemeindemitglieder, die auch den Weg in das permanent unter Polizeischutz stehende Gemeindezentrum im Duisburger Innenhafen aus Sicherheitsgründen scheuen. Ungern erinnert er sich daran, dass zwei Schüler aus der Gemeinde in diesem Jahr aufgrund antisemitischer Anfeindungen durch muslimische Mitschüler ihre Schule wechseln musste.
Auch dass die Gemeinde ihre Veranstaltungen, nur noch mit Anmeldungen und im Kreis der zur Gemeinde gehörenden oder der Gemeinde bekannten Personen durchführen kann, ist für Geballe, nicht im Sinne einer jüdischen Gemeinde, "die stolz darauf ist, Teil unserer Gesellschaft zu sein und die sich deshalb auch öffnen und in diese Gesellschaft hineinwirken will."
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