Donnerstag, 30. Juni 2022

Am Rathaus gestrandet

 In den vergangenen Tagen hat ein Street-Beach-Festival den Rathausmarkt zum Ruhrstrand gemacht. Sechs Tonnen Sand und gut 100 Liegestühle machten es möglich. Nach dem das Wetter den Veranstaltern von der Dortmunder Just-Festivals GmbH zeitweise einen Strich durch die Rechnung machte, stimmten am Samstag alle äußeren Bedingungen.

Mit Livemusik der Band Latino Total, die leider mit 45 Minuten Verspätung erst ab 18.45 Uhr aufspielte, ließen sich mehrere 100 Besucher aus allen Generationen in hochsommerlichen Schwung und vereinzelt sogar zum Tanzen bringen. Die Temperaturen und kühle Getränke taten ihr übriges. „Ich lasse hier meinen Mallorca-Urlaub, aus dem heute zurückgekommen bin, noch etwas nachwirken“, meinte ein 25-jähriger Mülheimer, der in seinem Liegestuhl unter einer Palme und mit südlichen Rhythmen im Ohr sichtbar entspannt die Leichtigkeit des Seins genoss.


Insgesamt bekamen die Veranstalter von ihren Beachparty-Gästen viel Lob. „Toll, das bringt Leben Innenstadt!“ und: „Die Leute sind entspannt und nicht mehr so aggressiv, wie während der Corona-Lockdowns“ war unter den Feiernden ebenso zu hören, wie: „Das sollte man öfter machen. Das ist wie Urlaub vor der Haustür“ oder: „Wann haben wir mal so viele Leute auf dem Rathausmarkt?“ Einige Beachboys- und Girls brachten aber auch den Stadthafen an der Ruhrpromenade oder den Stadthallengarten am Broicher Ruhrufer als vermeintlich bessere Location für eine Beachparty ins Gespräch.


Zwei Vegetarierinnen hätten sich etwas mehr kulinarische Auswahl gewünscht: „Hier gibt es ja fast nur Burger“, stellten sie enttäuscht fest. Tatsächlich gab es auf dem gestrandeten Rathausmarkt auch jenseits der Burger klassische Beach-Bissen, wie Eis, Poffertjes, Pommes und Pasta. An der Frage, ob die Getränke- und Imbisspreise „akzeptabel“ oder „zu teuer“ waren, schieden sich die Geister des Party-Publikums.

Eine Mutter hätte sich „eine Spielfläche für Kinder gewünscht“. Tatsächlich hatten sich einige Kinder ihre Eimer, Schippen und Förmchen mitgebracht, um wie an der Waterkant im Sand zu spielen. Doch fürs Burgenbauen reichte der reichlich aufgeschüttete Sand am Rathaus dann doch nicht.


Neben den Strand- und Partyfans schauten auch Extra-Schicht-Touristen am Rathausstrand vorbei, um sich für die nächste Kulturetappe inspirieren und stärken zu lassen. Der auffälligste Strandgast war am Samstagabend der Youtube-Video-Blogger Ralf Stolle, der für seinen Video-Blog „Erlebnistouren mit Ralf und Patty“ das gesellige Strandleben zwischen Rathaus-Kolonnaden und Bahnbögen einfing. „Das macht Spaß hier. Das Flair stimmt. Aber das Gelände ist zu klein für solches Strand-Festival. Da bietet ein vergleichbares Strandfest auf der König-Heinrich-Straße in Duisburg dem Publikum deutlich mehr“, findet Event-Chronist Stolle.


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