Freitag, 21. November 2014

So gesehen: In ruhigen Bahnen


Seit Samstagabend kann der Hauptbahnhof wieder sein, was er sein soll, ein Ort an dem Menschen einsteigen und mitgenommen werden können. Denn in den vorangegangenen Streiktagen fühlten sich die Fahrgäste der Deutschen Bahn ja nicht nur auf dem Mülheimer Bahnhof, eher als abgehängte Manövriermasse auf dem Abstellgleis („Mal sehen, wann welcher Zug kommt und wohin er fährt?) denn als willkommene, zahlende und deshalb selbstverständlich mitgenommene Fahrgäste.

Dass die Gewerkschaft der Lokomotivführer, die nicht nur für mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten, sondern auch für mehr eigene Macht gestreikt hat, ihren Streik, der eigentlich bis heute die Fahrgäste auf die Folter spannen, sollte, am Samstagabend vorzeitig abgebrochen haben, zeigt das auch die stursten GDL-Strategen Gott sei Dank nicht nur Bahnhof verstehen, und wissen, dass sie die Leidensfähigkeit ihrer eigentlichen Arbeitgeber, nämlich der Fahrgäste im Zug der Zeit nicht überstrapazieren dürfen, wenn sie am Ende nicht selbst aufs Abstellgleis geraten und abgehängt werden wollen.

Gerade in Zeiten, die schon ohne Bahnstreik manchmal wie eine Achter- oder Geisterbahnfahrt anmuten, ist man heute auf seiner Lebensreise doch wirklich für jede Fahrt dankbar, die auf sicheren Gleisen und in ruhigen Bahnen zur rechten Zeit zum Ziel führt, und sei es auch nur bei einer Zugreise vom Mülheim in andere schöne Städte, die es ja auch geben soll und die eine Reise oder einen Arbeitsweg wert sind, vor allem dann, wenn man eine Rückfahrkarte in der Tasche hat und weiß, dass man auch als Fahrgast der Deutschen Bahn bestimmt wieder nach Hause kommt, ohne draufzahlen oder bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten zu müssen.

Dieser Text erschien am 10. November 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

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