Seit Samstagabend kann der Hauptbahnhof wieder sein, was er
sein soll, ein Ort an dem Menschen einsteigen und mitgenommen werden können.
Denn in den vorangegangenen Streiktagen fühlten sich die Fahrgäste der
Deutschen Bahn ja nicht nur auf dem Mülheimer Bahnhof, eher als abgehängte
Manövriermasse auf dem Abstellgleis („Mal sehen, wann welcher Zug kommt und
wohin er fährt?) denn als willkommene, zahlende und deshalb selbstverständlich
mitgenommene Fahrgäste.
Dass die Gewerkschaft der Lokomotivführer, die nicht nur für
mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten, sondern auch für mehr eigene Macht
gestreikt hat, ihren Streik, der eigentlich bis heute die Fahrgäste auf die
Folter spannen, sollte, am Samstagabend vorzeitig abgebrochen haben, zeigt das
auch die stursten GDL-Strategen Gott sei Dank nicht nur Bahnhof verstehen, und
wissen, dass sie die Leidensfähigkeit ihrer eigentlichen Arbeitgeber, nämlich
der Fahrgäste im Zug der Zeit nicht überstrapazieren dürfen, wenn sie am Ende
nicht selbst aufs Abstellgleis geraten und abgehängt werden wollen.
Gerade in Zeiten, die schon ohne Bahnstreik manchmal wie
eine Achter- oder Geisterbahnfahrt anmuten, ist man heute auf seiner
Lebensreise doch wirklich für jede Fahrt dankbar, die auf sicheren Gleisen und
in ruhigen Bahnen zur rechten Zeit zum Ziel führt, und sei es auch nur bei
einer Zugreise vom Mülheim in andere schöne Städte, die es ja auch geben soll
und die eine Reise oder einen Arbeitsweg wert sind, vor allem dann, wenn man
eine Rückfahrkarte in der Tasche hat und weiß, dass man auch als Fahrgast der
Deutschen Bahn bestimmt wieder nach Hause kommt, ohne draufzahlen oder bis zum
Sankt-Nimmerleinstag warten zu müssen.
Dieser Text erschien am 10. November 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
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