Samstag, 10. August 2013

Eine sommerliche Zwischenbilanz: Oder wie sich die Sommerhitze ausgezahlt hat

Spätestens seit Billy Wilders gleichnamiger Filmkomödie aus dem Sommer 1959 wissen wir: „Manche mögen es heiß.“ Und die, die es heiß mögen, kamen in den letzten Wochen wahrlich auf ihre Kosten.


Für die NRZ machte ich mich in der vergangenen Woche im Schweiße meines Angesichtes auf eine hochsommerliche Spurensuche und surfte zumindest zahlentechnisch auf der Hitzewelle, die die einen jubilieren und die anderen stöhnen ließ.

Dabei sorgte das Unterfangen den ersten Sommermonat 2013, der seinen Namen auch verdiente, in Zahlen zu fassen und so eine sommerliche Zwischenbilanz zu ziehen, auch für die eine oder andere Hitzewallung.

Im heißen Juli hieß es für viele Mülheimer immer wieder: „Pack die Badehose ein.“ Das ließ sowohl im Styrumer Naturbad , als auch im Südbad und im Heißener Wennmann-Bad die Kassen klingeln. Allein im Naturbad, das von der Paritätischen Initiative für Arbeit betrieben wird, kühlten sich im Juli 19.604 Badegäste ab. 20.232 Wasserratten planschten und schwammen derweil im Friedrich-Wennmann-Bad, das, ebenso wie das Südbad, vom städtischen Mülheimer Sportservice betrieben wird.


Im Südbad, das im Oktober von den Mülheimer Vereinen übernommen wird, konnten im Juli 10.873 Schwimmer in die Fluten springen und ihre Bahnen ziehen.

Wer nicht zur Gattung der Wasserratte zählte, wollte im heißen Juli partout nicht auf das l ebenswichtige Element Wasser verzichten, um sich zum Beispiel mit einem Glas Wasser, Marke Kranberger, oder mit einer kalten Dusche zu erfrischen. Natürlich ließen unter anderem auch das Kaffeekochen oder das Bewässern von Gärten und Blumen den Wasserverbrauch im Juli auf 3,7 Millionen Kubikmeter ansteigen. Zum Vergleich: Im kühlen Februar verbrauchten die Mülheimer nach Angaben der Rheinisch Westfälischen Wasserwerksgesellschaft nur rund drei Millionen Kubikmeter Wasser. Und im Vergleich zum Juli 2012 stieg mit den Temperaturen der Mülheimer Wasserverbrauch um 600 Millionen Liter. Das entspricht einer Zunahme um zwölf Prozent.

Obwohl das in den drei örtlichen Wasserwerken aufbereitete Ruhrwasser auch als Trinkwasser gut genossen werden kann, zogen viele Mülheimer im Juli den Genuss von Bier, Limonade oder Mineralwasser vor. An den Wochenenden war der Biergarten am Wasserbahnhof mit jeweils 500 durstigen Gästen voll besetzt.

Richard Reichenbach vom Geschäftsführungsteam des Wasserbahnhofes schätzt, dass an solchen Hochtagen dort zwischen 400 und 600 Liter Bier , über 200 Liter Mineralwasser und über 40 Liter Limonade durch die Kehlen der sommerlich erhitzen Gäste geflossen sein dürften. „Ein vergleichbar gutes Geschäft hatten wir zuletzt im Sommer 2003“, erinnert sich Reichenbach. Im Vergleich zum Juli 2012 geht er davon aus, dass im und am Wasserbahnhof etwa dreimal so viel Bier, Limonade und Mineralwasser getrunken worden sein dürfte.

Natürlich ließ die heiße Zeit nicht nur in den Biergärten, sondern auch in den Eiscafés die Kassen köstlich klingeln.


„Das ideale Eiswetter liegt zwischen 20 und 26 Grad. Wenn es kühler oder heißer wird, haben die Leute weniger Lust“, weiß man im Eiscafé Venezia, das auf der Schloßstraße und im Forum ansässig ist. Dort schätzt man, dass in einem guten Sommermonat, wie es der Juli war, zwischen 10.000 und 30.000 Eiskugeln verkauft werden können. Im Eiscafé Plati, das nicht nur leckeres Eis, sondern auch einen tollen Ruhrblick zu bieten hat, wird man etwas konkreter.

„An einem guten Sommersonntag können wir schon mal 2000 bis 3000 Eiskugeln verkaufen. An durchschnittlichen Sommertagen sind es vielleicht 800 bis 1000. Und wenn das Wetter schlecht ist, sinkt der Eisverkauf drastisch und wir sind froh, wenn wir am Ende des Tages vielleicht 150 Eiskugeln verkaufen konnten“, beschreibt ein fachkundiger Eismann aus dem Hause Plati den Zusammenhang zwischen Wetterlage und Eiskonjunktur.

An heißen Sommertagen, wie im Juli, ist Mineralwasser öffensichtlich ein Bestseller. Sowohl bei Edeka Paschmann als auch bei Tengelmann bestätigt man, dass mit den Temperaturen auch der Mineralwasserumsatz steigt. Der Geschäftsführer des Getränkelogistikers Schloßquelle, Jörg Mellis, schätzt, dass die Förderung der Mineralwasserbrunnen des in Mülheim und Essen ansässigen Unternehmens an heißen Sommertagen bis zu 1,4 Millionen Liter Mineralwasser und damit etwa 40 Prozent mehr als an normalen Tagen fördert. Mellis Schloßquelle fördert nicht nur drei eigene Mineralwassersorten, sondern vertreibt 2500 verschiedene Getränkesorten, wobei der Marktanteil des Mineralwassers an heißen Tagen von 60 auf 70 Prozent ansteigt.

Dieser Text erschien am 8. August 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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