Freitag, 3. März 2023

Was der Krieg für uns bedeutet

 Im Oktober 2022 war die Düsseldorfer Generalkonsulin Iryna Shum zu Gast bei den Herbstgesprächen der CDU im Haus der Stadtgeschichte. Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine folgte sie jetzt einer Einladung der SPD ins ehemalige Tengelmann-Casino.

Eingeladen hatten die beiden sozialdemokratischen Abgeordneten Sebastian Fiedler (Bundestag) und Rodion Bakum (Landtag). Fiedler beschäftigt in seinem Büro seit einigen Monaten die 21-jährige ukrainische Pädagogin Anastasia Ilchenko, die zurzeit in Deutschland ein Studium als Übersetzerin absolviert. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in Deutschland einen sicheren Ort gefunden und offenherzige Hilfe ohne Gegenleistung bekommen habe. Ich bin so der Kriegslotterie des Todes entkommen. Aber die Angst um meine Verwandten in der Ukraine begleitet mich", berichtete die Anastasia Ilchenko, die seit März 2022 in Deutschland lebt in erstaunlich gutem Deutsch.

Iryna Shum dankte Deutschland dafür, dass es seit Kriegsbeginn eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen habe. In Mülheim haben innerhalb der zwölf vergangenen Monate 2000 Menschen aus der Ukraine, vor allem Frauen und Kinder, Zuflucht in Mülheim gefunden. "Meine Landsleute sind unfassbar dankbar für die humanitäre und waffentechnische Hilfe, die sie aus Deutschland erhalten", betonte die Generalkonsulin. Die Tatsache, dass seit Kriegsbeginn 100 deutsch-ukrainische Städtepartnerschaften und eine Regionalpartnerschaft zwischen dem Lad Nordrhein-Westfalen und der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk geschlossen worden sind, sieht Shum als Indiz dafür, dass s ich die deutsch-ukrainischen Beziehungen in den vergangenen zwölf Monaten verbessert und intensiviert haben.

"Sagen Sie den Menschen, dass wir mit Waffen weiterkämpfen werden und dass wir ohne Waffen weiterkämpfen werden", zitierte die Diplomaten einen ukrainischen Soldaten, mit dem sie kürzlich darüber gesprochen habe, welche Botschaft sie den Deutschen, seiner Ansicht nach, vermitteln sollte. Aus ihrer Sicht "müssen die Russen ihre Geschichte genauso selbstkritisch aufarbeiten, wie es die Deutschen nach 1945 getan haben, damit es zu einem dauerhaften Frieden und zu einer Versöhnung zwischen Russen und Ukrainern kommen kann.

Einig waren sich alle Veranstaltungsteilnehmerinnen darin, dass die Ukraine das Opfer eines russischen Angriffskrieges sei und eine deutsche und europäische Unterstützung der ukrainischen Selbstverteidigung deshalb auch völkerrechtlich legtim sei. Zu deutschen und europäischen Waffenlieferung gab es aber auch kritische Stimmen, die bezweifelten, dass man auf diesem Weg Putin militärisch besiegen und so zu Friedensverhandlungen zwingen könne.

Shum wies darauf hin, dass der russische Krieg in der Ukraine bereits 2014 mit der russischen Anektion der Krim und der militärischen Unterstützung der Separatisten in der Ukraine begonnen und bisher 14.000 Menschenleben gefordert habe. Shum machte deutlich: "Dieser Krieg wird kein Sprint, sondern ein Marathon!"

Sebastian Fiedler, der in der SPD-Fraktion die Arbeitsgruppe Kriminalpolitik leitet, warnte vor den Folgen russischer Cyberangriffe und russischer Desinformationspolitik. Für ihn steht außer Frage, "dass die eingefrorenen Vermögen der Unternehmer, die Teil des Systems Putin sind, nicht nur eingefrorenen, sondern auch enteignet und nach dem Krieg in den Wiederaufbau der Ukraine fließen müssen."

 

Mülheimer Presse

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