Als Pfarrerin glaubt Esther Kocherscheidt von Berufswegen an das ewige Leben. Doch nicht nur ihr irdisches Berufsleben ist ebenso begrenzt wie das aller Menschenkinder. Mit einem Abschiedsgottesdienst, der am 19. März in der Matthäuskirche an der Oberheidstraße gefeiert wurde, endete ihr Berufsleben.
Mit ihrem Ruhestand beginnt für die evangelische Theologin, die mit ihrer Familie in einem Mehrgenerationenhaus im Schatten der Styrumer Immanuelkirche lebt, ein neues Leben. Kocherscheidt möchte mehr Zeit in ihrem Traumland Dänemark verbringen und Dänisch lernen. Sie hat schon einen entsprechenden Kurs des Katholischen Bildungswerkes Essen im Auge.
Arbeit im Team war für die aus Wuppertal stammende und seit 1992 als Pfarrerin im Mülheimer Norden arbeitende evangelische Christin noch nie ein Problem, sondern Teil der Lösung für eine im permanenten Strukturwandel lebende Kirche.
Diesen Strukturwandel in einer aus demografischen und gesellschaftlichen Gründen schrumpfenden Kirche musste sie als Pfarrerin mitgestalten und miterleiden. Das ging nicht ohne Kritik, Selbstkritik, Enttäuschungen und menschliche Verletzungen ab. Kocherscheidt scheiterte mit ihrem Versuch, die Markuskirchengemeinde in die 2011 neugegründete Lukaskirchengemeinde hineinzuholen und im Rahmen dieser Fusion das Gemeindezentrum am Knappenweg aufzugeben.
Auch von ihrem geliebten Gemeindezentrum am Rolandskamp, das heute von einer freikirchlich-evangelischen Gemeinde genutzt wird, musste sie sich trennen. Nach 20 Jahren in der Markuskirchengemeinde, war Kocherscheidt dankbar für einen Neuanfang in der Lukaskirchengemeinde. Hier hat sie in den vergangenen zehn Jahren als Trauer- und Krisenbegleiterin sowie als „Schulpfarrerin“, Menschen aller Generationen „die lebensbewältigende Hilfe vermitteln können, die in den Geschichten der Bibel steckt.“ Auch heute können Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche nach Kocherscheidts Überzeugung mit der Bibel lernen, „dass man auch nach Niederlagen und Lebenseinschnitten immer wieder neu anfangen kann, wenn man sich der damit verbundenen Veränderungs- und Beziehungsarbeit stellt.“ Auch wenn sie die angehende Ruheständlerin auf eine Lebenszeit ohne Sitzungen und einen immer vollen Terminkalender freut, will sie ihre Lebenserfahrung auch in Zukunft nicht nur ihrer Familie, sondern als Lesepatin auch Kindern zugutekommen lassen, die das Lesen und Vorlesen erst noch als eine Lebenshilfe entdecken müssen, können und sollen.
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