Christel Wentzel ist keine Frau der großen Worte. Als sie jetzt die Nikolaus-Groß-Medaille der katholischen Stadtkirche verliehen bekam, dankte sie "allen, die geholfen haben, unsere Arbeit möglich zu machen"! Sie erinnerte daran, "dass wir dabei immer auch viel Spaß hatten." Die Arbeit, die Spaß machte und zwischen 1991 und 2016 Waisenkindern im Westen Rumäniens geholfen hat, hat beachtliche Geldspenden in einer Gesamthöhe von 92.000 Euro und mehr als 55.000 mit Sachspenden gut gefüllte Kisten per LKW ins westrumänische Bistum Temesvar gebracht. Dort unterstützt die Caritas aus dem Bistum Essen sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien. 40 Frauen und zehn Männer aus der Nord-Pfarrei St. Barbara haben es unter der Regie der dreifachen Mutter und fünffachen Großmutter möglich gemacht, die immer wieder im Frühjahr und Herbst zusammengetragenen Sachspenden, per LKW nach Rumänien zu bringen.
Ironie der Geschichte, weil Wentzel und ihre Mitstreiterinnen aus der katholischen Frauengemeinschaft St. Barbara den LKW-Transport nach Rumänien nicht mehr bezahlen, so dass ihre Rumänienhilfe nur noch in kleiner Form auf individualer Basis fortgesetzt werden.
Wentzels Laudator Manfred von Schwartzenberg würdigte ihre generationsübergreifende Gemeinschaftsarbeit in und für die katholische Frauengemeinschaft St. Barbara und für die Flüchtlingshilfe ihrer Heimatgemeinde. Beides, so der Ehrenstadtdechant und Altpfarrer von St. Barbara entspringe "ihrem großen sozialen Herzen."
Auch in punkto Familiensinnes sieht von Schwartzenberg den 2001 selig gesprochenen Widerstandskämpfer, katholischen Arbeiterführer, Journalisten und siebenfachen Familienvater auf einer Wellenlänge. Historischer Zufall. Christel Wentzels Geburtsjahr 1945 ist das Todesjahr von Nikolaus Groß, den Andenken in St. Barbara unter anderem mit einem Musical gepflegt worden ist.
Bis heute ist die Kapelle der Barbarakirche dem katholischen Glaubenszeugen und Widerstandskämpfer gewidmet und vor der Kirche erinnert ein bebildertes Stahlkreuz an Nikolaus Groß und seine gleichgesinnten Mitstreiter an der Spitze der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands, Dr. Otto Müller und Bernhard Letterhaus.
Apropos Widerstand. Stadtdechant Michael Janßen bescheinigte Wentzel "eine widerständige Mitmenschlichkeit." Die steht aus Sicht des Essener Generalvikars Klaus Pfeffer auch der Kirche und ihren Mitgliedern gut zu Gesicht, In seiner Festpredigt erinnerte Pfeffer daran, dass Nikolaus Groß mit seinem aktiven Widerstand gegen die Hitler-Diktatur auch in seiner Kirche eine kaum unterstützte Minderheit darstellte. Pfeffer: "Die Verbrechen des NS-Regimes konnten geschehen, obwohl sich damals noch mehr als 90 Prozent der Deutschen einer christlichen Kirche zugehörig fühlten." Vor diesem Hintergrund warnte er Generalvikar des Ruhrbistums davor, die Vergangenheit der heute krisen- und skandalbelasteten Kirche "in einer triumphalen Kirchengeschichtsschreibung zu verklären. Eine solche ideale und triumphale Kirche habe es auch in der Vergangenheit nie gegeben.
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