„Feuer frei!“ hieß es um den Jahreswechsel vor allem im Stadthafen. Die Straßenbeleuchtung hätte man sich zwischen 23.45 Uhr und 0.30 Uhr nicht nur dort, sondern auch an der Schloßstraße und an der Leineweberstraße getrost sparen können. Die Feuerwerksraketen machten den Nachthimmel teilweise taghell. Die Farben des feurigen Funkenregens reichten vom warmen Gelb über grelles Weiß bis hin zu Blau, Grün- und Rottönen.
Um Mitternacht läuteten die Glocken der Petri- und der
Marienkirche das neue Jahr ein. Sie waren unter dem Feuerwerkslärm aber nur
gedämpft zu hören.
Sowohl am Stadthafen, zwischen dem Stadtquartier
Schloßstraße und dem Rathaus als auch zwischen Schloß- und Leineweberstraße
tummelten sich viele Jugendliche, aber auch Familien mit Kindern. Manche
Feuerwerkszuschauer waren noch so klein, dass sie im Kinderwagen zum explosiven und ohrenbetäubenden Feuerzauber zwischen 2022 und 2023 gefahren wurden.
Unter den Gelegenheitsfeuerwerkern und Schaulustigen in der
Innenstadt waren die arabischstämmige Mülheimer und Mülheimerinnen deutlich in
der Mehrzahl. Mindestens so wichtig wie die Feuerzeuge und Feuerwerkskörper
waren in dieser Silvesternacht die Smartphones, mit deren Hilfe die
Sekundenkunstwerke, die von Bürgersteigen, Fahrbahnen, Müllcontainern und
Sitzbänken gen Himmel geschossen wurden, fotografisch festgehalten wurden. Vor
allem am Stadthafen hatten Anwohner mit Balkon einen privilegierten Ausblick
aufs Silvesterfeuerwerk. So mancher Silvestergänger versuchte auch telefonisch
Neujahrswünsche zu übermitteln oder entgegenzunehmen. Das war aber aufgrund des
Feuerwerkslärms ein fast hoffnungsloses Unterfangen.
„Ich habe heute keinen Sekt, aber einige Flaschen Bier
verkauft“, bestätigte der Mann vom Kiosk Mathias an der unteren Schloßstraße den
ersten Eindruck. Wenn auf der Straße im Schein des Silvesterfeuerwerks auf das
neue Jahr angestoßen wurde, dann meistens mit einer Flasche Bier und nur ganz
selten mit Sekt. Auf das neue Jahr angestoßen und getanzt wurde auch im Café
Alex an der Ecke-Schloßstraße/Viktoriastraße, wo 150 Gäste eine Silvesterparty
feierten.
An der Eppinghofer Straße, wo auch gefeuerwerkt wurde, war
das Straßenbild noch etwas bunter. Hier wurden nicht ganz so viele Raketen
abgeschossen. Dafür waren deutlich mehr Lokale geöffnet, vor denen sich die
Gäste das bunte Treiben auf der Straße und am Kreisel anschauten und sich
gegenseitig alles Gute für 2023 wünschten. Die Polizei zeigte um den
Jahreswechsel in Stadtmitte und Eppinghofen eine starke Präsenz. Auch der eine
oder andere Rettungswagen war zu sehen und zu hören. „Wir haben gut zu tun,
aber bisher hatten wir keinen dramatischen Einsatz“, hieß es um eine Uhr aus
den Leitstellen der Feuerwehr und der Polizei. Dort hatte man zu diesem
Zeitpunkt insgesamt über 70 Einsätze registriert. Deren Bandbreite reichte von
der Bekämpfung kleiner feuerwerksbedingter Brände über Schlägereien und
Alkoholmissbrauch bis zu kleineren feuerwerksbedingten Verletzungen. Mit Sorge
musste man bei der Polizei feststellen, „dass sich die jungen Leute heute oft
gegenseitig mit ihren Feuerwerksraketen beschießen.“
Meine Texte in der Mülheimer Tagespresse
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