Das Sommerfest, das das Technische Hilfswerk am Freitagabend mit 220 Gästen feiern konnte, war in diesem Jahr ein ganz besonderes. Denn das THW hatte gleich vierfachen Grund zum Feiern. Das THW konnte seinen Gästen die neu errichteten Gebäude auf seinem Gelände an der Düsseldorfer Straße präsentieren. In den vergangenen beiden Jahren, in denen und das Sommerfest des Technischen Hilfswerk corona-bedingt hatte ausfallen müssen, wurden eine neue Fahrzeughalle und ein Haus mit Sozialräumen errichtet.
Deshalb konnte sich Oberbürgermeister, Marc Buchholz, des
Beifalls sicher sein, als er ankündigte, beim Stadtkämmerer, Frank Mendack, 5000
Euro für das Technische Hilfswerk lockerzumachen. „Diese Summe konnten wir
einsparen, da ich in diesem Jahr kein Sommerfest veranstaltet habe. Und ich
denke, es ist eine gute Idee, wenn dort investiert wird, wo man sich ehrenamtlich
für unseren Schutz einsetzt“, sagteBuchholz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die 5000 Euro aus dem Stadtsäckel brachte Buchholz als Geburtstagsgeschenk mit. Denn das Technische Hilfswerk wurde
am 25. Juli 1952 in der Gaststätte Salamander an der Löhstraße, also genau vor
70 Jahren, gegründet. Seine Gründungsmitglieder kamen zum Teil noch aus der 1919
gegründeten Technischen Nothilfe.
Der Vorsitzende der THW-Ortsvereinigung Claus Craghs und der
Chef der Mülheimer Berufsfeuerwehr, Sven Werner, ließen die Geschichte des
Technischen Hilfswerkes Revue passieren und würdigten ebenso wie der
Oberbürgermeister wichtige Katastrophenschutzeinsätze des THWs. Craghs und
Werner sprachen mit Blick auf die gute Zusammenarbeit der Mülheimer
Hilfsorganisationen von „einer Familie des Mülheimer Katastrophenschutzes“. Sie
und Buchholz erinnerten zum Beispiel daran, dass das Mülheimer THW bereits bei
der Hochwasserhilfe in den benachbarten Niederlanden 1953, acht Jahre nach
Kriegsende, einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet habe. Lobend
erwähnten sie aber auch den handfesten Einsatz der derzeit 100 Mülheimer aktiven
THW-Leute, der zum Beispiel bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen, beim Aufbau
des zentralen Impfzentrums auf dem ehemaligen Tengelmann Areal, Ende 2020, bei
der Großbrandbekämpfung im Speldorfer Hafen und beim Ruhrhochwasser im Juli
2021 angefordert wurde.
Der langjährige Vorsitzende der vor 45 Jahren gegründeten
und aktuell 160Mitglieder zählenden THW-Helfervereinigung, Wolfgang Thommesen, ist
bereits seit 59 Jahren beim THW aktiv. „Damals gab es ja noch die Wehrpflicht
und der Dienst bein THW war für mich zunächst nur ein Ersatzdienst. Aber später
ist er für mich zu einem Herzensanliegen geworden und ich möchte die gute
Kameradschaft in unserer Ortsvereinigung um keinen Preis missen“, sagt Thommessen.
Er betont: „Ich hätte mich aber niemals so engagieren können, wenn ich nicht
eine Frau danach gehabt hätte, die immer mitgezogen hat, aber inzwischen leider
verstorben ist.“ Thommessen und seine Frau Gerlinde konnte man auch bei den
Rosenmontagszügen sehen, wenn das Technische Hilfswerk die Straßen der
Innenstadt absperrte und mit Erbsensuppe für die Stärkung der Rosenmontagszug-Teilnehmer
sorgte
THW-Ortschef Klaus Craghs und THW-Pressesprecherin, Melanie
Faust, machen aber keinen Hehl daraus, dass es heute keine leichte Aufgabe ist,
Nachwuchs für das Technische Hilfswerk zu gewinnen. Deshalb sind die beiden THW-Frontleute dankbar für die Arbeit der vor
35 Jahren gegründeten THW-Jugend, zu der aktuell 25 Kinder und Jugendliche
gehören.
„Wir feiern also insgesamt 150 Jahre THW in Mülheim“, sagte Craghs
in seiner Festrede mit einem Augenzwinkern. Besonders positiv bewertete er auch
die noch junge Zusammenarbeit mit der Hochschule Ruhr-West. Denn deren Studierende
können beim Technischen Hilfswerk eine sechsmonatige technische Grundausbildung
absolvieren und, vergleichbar mit Werksstudenten, diese Ausbildung, die jedes
aktive THW-Mitglied durchläuft, für ihre Ingenieursstudium anrechnen lassen.
Craghs und Faust betonen aber, dass man kein Technikfreak
sein muss, um beim THW einsteigen zu können." Wir haben Platz für viele Talente,
egal ob es zum Beispiel um Technik, Organisation, Verwaltung, Ausbildung,
Führung oder Öffentlichkeitsarbeit geht.“ Aktuell arbeitet man beim THW zum
Beispiel am Ausbau der Interpräsenz. Internet-Informationen über das Mülheimer
THW findet man unter: www.ov-muelheim.thw.de.
Auch wenn das 1950 gegründete Technische Hilfswerk, das
heute 686 Ortsvereinigungen hat, vom Bund
finanziert wird und dem Bundesinnenministerium untersteht, unterstreicht Claus Craghs,
„dass wir hier auf der Ortsebene ausschließlich ehrenamtlich arbeiten.“
Allerdings, so erklärt Craghs, „haben THWler, die sich zu einem freiwilligen
Einsatz melden, wie das 2021 auch bei unserem Hochwassereinsatz im Ahrtal der
Fall war, das gesetzlich verankerte Recht, sich dafür von ihrem Arbeitgeber
freistellen lassen, wobei der Bund in diesem Fall den Lohnkostenausfall
übernimmt.“
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