Sonntag, 25. September 2022

Helfer in der Not

 Das Sommerfest, das das Technische Hilfswerk am Freitagabend mit 220 Gästen feiern konnte, war in diesem Jahr ein ganz besonderes. Denn das THW hatte gleich vierfachen Grund zum Feiern. Das THW konnte seinen Gästen die neu errichteten Gebäude auf seinem Gelände an der Düsseldorfer Straße präsentieren. In den vergangenen beiden Jahren, in denen und das Sommerfest des Technischen Hilfswerk corona-bedingt hatte ausfallen müssen, wurden eine neue Fahrzeughalle und ein Haus mit Sozialräumen errichtet.

Deshalb konnte sich Oberbürgermeister, Marc Buchholz, des Beifalls sicher sein, als er ankündigte, beim Stadtkämmerer, Frank Mendack, 5000 Euro für das Technische Hilfswerk lockerzumachen. „Diese Summe konnten wir einsparen, da ich in diesem Jahr kein Sommerfest veranstaltet habe. Und ich denke, es ist eine gute Idee, wenn dort investiert wird, wo man sich ehrenamtlich für unseren Schutz einsetzt“, sagteBuchholz im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die 5000 Euro aus dem Stadtsäckel brachte Buchholz als Geburtstagsgeschenk mit. Denn das Technische Hilfswerk wurde am 25. Juli 1952 in der Gaststätte Salamander an der Löhstraße, also genau vor 70 Jahren, gegründet. Seine Gründungsmitglieder kamen zum Teil noch aus der 1919 gegründeten Technischen Nothilfe.

Der Vorsitzende der THW-Ortsvereinigung Claus Craghs und der Chef der Mülheimer Berufsfeuerwehr, Sven Werner, ließen die Geschichte des Technischen Hilfswerkes Revue passieren und würdigten ebenso wie der Oberbürgermeister wichtige Katastrophenschutzeinsätze des THWs. Craghs und Werner sprachen mit Blick auf die gute Zusammenarbeit der Mülheimer Hilfsorganisationen von „einer Familie des Mülheimer Katastrophenschutzes“. Sie und Buchholz erinnerten zum Beispiel daran, dass das Mülheimer THW bereits bei der Hochwasserhilfe in den benachbarten Niederlanden 1953, acht Jahre nach Kriegsende, einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet habe. Lobend erwähnten sie aber auch den handfesten Einsatz der derzeit 100 Mülheimer aktiven THW-Leute, der zum Beispiel bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen, beim Aufbau des zentralen Impfzentrums auf dem ehemaligen Tengelmann Areal, Ende 2020, bei der Großbrandbekämpfung im Speldorfer Hafen und beim Ruhrhochwasser im Juli 2021 angefordert wurde.

Der langjährige Vorsitzende der vor 45 Jahren gegründeten und aktuell 160Mitglieder zählenden THW-Helfervereinigung, Wolfgang Thommesen, ist bereits seit 59 Jahren beim THW aktiv. „Damals gab es ja noch die Wehrpflicht und der Dienst bein THW war für mich zunächst nur ein Ersatzdienst. Aber später ist er für mich zu einem Herzensanliegen geworden und ich möchte die gute Kameradschaft in unserer Ortsvereinigung um keinen Preis missen“, sagt Thommessen. Er betont: „Ich hätte mich aber niemals so engagieren können, wenn ich nicht eine Frau danach gehabt hätte, die immer mitgezogen hat, aber inzwischen leider verstorben ist.“ Thommessen und seine Frau Gerlinde konnte man auch bei den Rosenmontagszügen sehen, wenn das Technische Hilfswerk die Straßen der Innenstadt absperrte und mit Erbsensuppe für die Stärkung der Rosenmontagszug-Teilnehmer sorgte

THW-Ortschef Klaus Craghs und THW-Pressesprecherin, Melanie Faust, machen aber keinen Hehl daraus, dass es heute keine leichte Aufgabe ist, Nachwuchs für das Technische Hilfswerk zu gewinnen. Deshalb sind die beiden THW-Frontleute dankbar für die Arbeit der vor 35 Jahren gegründeten THW-Jugend, zu der aktuell 25 Kinder und Jugendliche gehören.

„Wir feiern also insgesamt 150 Jahre THW in Mülheim“, sagte Craghs in seiner Festrede mit einem Augenzwinkern. Besonders positiv bewertete er auch die noch junge Zusammenarbeit mit der Hochschule Ruhr-West. Denn deren Studierende können beim Technischen Hilfswerk eine sechsmonatige technische Grundausbildung absolvieren und, vergleichbar mit Werksstudenten, diese Ausbildung, die jedes aktive THW-Mitglied durchläuft, für ihre Ingenieursstudium anrechnen lassen.

Craghs und Faust betonen aber, dass man kein Technikfreak sein muss, um beim THW einsteigen zu können." Wir haben Platz für viele Talente, egal ob es zum Beispiel um Technik, Organisation, Verwaltung, Ausbildung, Führung oder Öffentlichkeitsarbeit geht.“ Aktuell arbeitet man beim THW zum Beispiel am Ausbau der Interpräsenz. Internet-Informationen über das Mülheimer THW findet man unter: www.ov-muelheim.thw.de.

Auch wenn das 1950 gegründete Technische Hilfswerk, das heute 686 Ortsvereinigungen hat, vom Bund finanziert wird und dem Bundesinnenministerium untersteht, unterstreicht Claus Craghs, „dass wir hier auf der Ortsebene ausschließlich ehrenamtlich arbeiten.“ Allerdings, so erklärt Craghs, „haben THWler, die sich zu einem freiwilligen Einsatz melden, wie das 2021 auch bei unserem Hochwassereinsatz im Ahrtal der Fall war, das gesetzlich verankerte Recht, sich dafür von ihrem Arbeitgeber freistellen lassen, wobei der Bund in diesem Fall den Lohnkostenausfall übernimmt.“


Zum THW Mülheim und: Zu meinen Texten in NRZ und WAZ

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