Sonntag, 11. September 2022

Das Ende einer Ära

 Auch in Mülheims nordenglischer Partnerstadt Darlington, mit der unsere Stadt seit 1953 freundschaftlich verbunden ist, trauert man um die am Donnerstag verstorbene Königin, die am 22. Mai 1984, um 17.30 Uhr am Flughafen auch Mülheimer Stadtgebiet betreten hatte, um nach einem dreiminütigen Aufenthalt mit ihrer Fahrzeug-Eskorte über die A52 und die A40 zu einem Truppenbesuch nach Dortmund weiterzufahren.

In dieser Zeitung ließ sich damals nachlesen, dass Elisabeth II. nicht nur von Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern und Oberstadtdirektor Heinz Hager, sowie von ihren Amtskollegen aus Essen und Dortmund, sondern auch von etwa 500 schaulustigen und Queen-begeisterten Zaungästen begrüßt wurde. Als Gastgeschenk bekam die Pferdenärrin Elisabeth ein Porzellan-Pferd. Unter den zum Teil jubelnden Zaungästen waren auch Angehörige der britischen Transporteinheit, die (bis 1994) in den Wraxham Baracks am Steinknappen als Teil der Britischen Rheinarmee in Mülheim stationiert war, ehe das Kasernengelände zum Wohnpark Witthausbusch werden sollte. Mülheim gehörte nach dem Kriegsende 1945 zur britischen Besatzungszone und stand damit zunächst unter britischer Militärregierung. Zufall der Geschichte: Im Krönungsjahr von Elisabeth II. wurden Mülheim und Darlington Partnerstädte.

Das Northern Echo aus Darlington schreibt in seinem Nachruf auf die verstorbene Königin: „Elisabeth II. war die Mutter der Nation. Sie war wie ein Felsen, an den unser nationales Leben gebunden war. Wir wussten, dass es kommen würde. Wir hatten uns darauf vorbereitet. Doch als heute die Nachricht ihres Todes kam, war sie doch ein tiefer Schock. Elisabeth II. ist von uns gegangen, der am längsten amtierende Monarch der britischen Geschichte. Die meisten von uns kannten nur sie auf dem britischen Thron. Sie hat uns alle tief beeindruckt mit ihrer Standfestigkeit und mit ihrem hingebungsvollen Pflichtbewusstsein, mit dem sie sich für unser Land engagiert hat. In einer sich stets wandelnden Welt ist eine große Gewissheit gegangen. Großbritannien befindet sich in einem großen Wandel. In unserer Trauer sind wir dankbar für ihren jahrzehntelangen Einsatz und Dienst. Wir werden sie vermissen. Und weder ihr Land noch ihre Familie wird ihresgleichen wiedersehen.“

Der ehemalige Darlingtoner Stadtrat Thomas Nutt schreibt dieser Zeitung per Mail: „Ich war neun Jahre alt, als Elisabeth den Thron bestieg. Sie war in unser aller Leben eine konstante und großartige Figur. Nach meiner Ansicht war sie die größte Monarchin, die wir je hatten. Sie hat gehalten, was sie versprochen hat und ihren Dienst über ihre Person gestellt. Deshalb genoss sie in der ganzen Welt höchsten Respekt. Für meine Frau und mich war es eine großartige Erfahrung, ihr in Darlington und 2015 bei ihrer Gartenparty in Buckingham Palace begegnet zu sein. Es war mir eine Ehre, ihr Untertan gewesen zu sein.“

Auch in Mülheim gibt es Elisabeth-Fans, wie die 85-jährige Marlene Weins aus Dümpten, bei denen die Trauer groß ist: „Ich habe gestern bis 1 Uhr die Fernsehberichterstattung verfolgt. Elisabeth II. war für mich ein Idol. Seit ihrer Krönung habe ich alles über sie gesammelt, was ich in die Hände bekommen konnte, nur ein handgeschriebenes Autogramm von Elisabeth fehlt mir noch“, berichtet Weins. Sie wird die Monarchin, die 70 Jahre auf dem Thron saß, „als einen pflichtbewussten, weichen und zugleich energischen Menschen“ in Erinnerung behalten: „der getan hat, was er gesagt hat und dazu stand.“

Rosmarie Scholz, die beim Förderverein der Mülheimer Städtepartner die Darlington-Kontakte pflegt, sagt über Elisabeth II.: „Sie hat als Königin einen sehr guten Job gemacht und den Einfluss, den sie hatte, hinter den Kulissen, immer wieder als Vermittlerin zum Guten genutzt.“

Auch Mülheim Oberbürgermeister Marc Buchholz erinnerte an den Kurz-Besuch der Queen im Mai 1984 und betonte, dass sich die Mülheimer mit den Darlingtoneren in ihrer Trauer um Elisabeth II. vereint wüssten.

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