Sie leiten für die PIA-Stadtdienste ein neues Selbsthilfe-Kontaktbüro für pflegende Angehörige (Kops) Was will das Kops?
Sabine Dams: Menschen, die Angehörige pflegen, sind in einer sehr angespannten Lebenssituation, in der sie Entlastung brauchen. Die Entlastung möchten wir Ihnen verschaffen.
Wie soll das geschehen?
Sabine Dams: In dem wir Menschen aus vergleichbaren Lebenssituationen zusammenbringen, und so den Informationsaustausch unter den Betroffenen fördern, aber auch indem wir konkrete Unterstützung bei der Organisation und Koordination des häuslichen Pflegealltags anbieten wollen. Wir wollen nicht nur mit den pflegenden Angehörigen reden und sie dann ohne Unterstützung wieder nach Hause gehen lassen.
Warum ist ein solches Angebot notwendig?
Sabine Dams: Weil heute, laut IT NRW, 73 Prozent der knapp eine Million pflegebedürftigen Menschen in Nordrhein-Westfalen zuhause von Angehörigen gepflegt werden. Das Spektrum der betroffenen Menschen reicht durch alle Generationen und gesellschaftlichen Gruppen. Wir sprechen nicht nur von Ehepartnern und Kindern, die ihre Ehepartner oder Eltern pflegen, sondern auch von Enkelkindern oder Nachbarn, die sich regelmäßig um pflegebedürftige Großeltern und Nachbarn kümmern. Pflege beginnt nicht erst, wenn man den Waschlappen in die Hand nimmt. Wir wollen eben auch diese Zielgruppe der Menschen erreichen, die langsam in eine häusliche Pflegeverantwortung hineinwachsen und zunächst gar nicht daran denken, dass sie den Erfahrungsaustausch mit anderen pflegenden Angehörigen und die daraus resultierende Einsicht in den eigenen Unterstützungsbedarf gut gebrauchen können.
Was würde passieren, wenn diese privat pflegenden Menschen ausfallen würden?
Sabine Dams: Die ambulanten und stationären Strukturen der professionellen Pflege, die jetzt schon personell angespannt sind, würden augenblicklich kollabieren. Hinzu kommt aber die Tatsache, dass die meisten pflegebedürftigen Menschen in ihrem häuslichen und familiären Umfeld bleiben wollen und dort auch am besten aufgehoben sind.
Wie wird das neue Kontakt- und Selbsthilfe-Büro der PIA-Stadtdienste finanziert?
Sabine Dams: Hier springen das Land NRW und die Pflegekassen ein, die das grundsätzliche Problem sehr wohl erkannt haben. Denn Land und Pflegekassen wissen, dass wir auch in Mülheim schon jetzt keine ausreichende Zahl an Kurz- und Langzeit-Pflegeplätzen haben, um den tatsächliche Pflegebedarf hauptamtlich und institutionell zu stemmen.
Was muss politisch geschehen, um pflegende Angehörige zu unterstützen?
Sabine Dams: Auf der politischen Ebene passiert schon einiges. Ich denke dabei an die Mülheimer Dialogoffensive für menschenwürdige Pflege oder den auf Landesebene agierenden Verein WIR PFLEGEN, in dem sich auch der städtische Sozialplaner Jörg Marx engagiert. Entscheidend wird sein, dass wir Hausärzte und Krankenhäuser stärker als bisher in die Pflicht nehmen müssen, wenn es um die Unterstützung und Entlastung pflegender Angehöriger geht. (TE)
INFO
Die Auftaktveranstaltung des KOPS am 5. Mai steht in der VHS an der Aktienstraße unter dem Thema: „Was kostet mich die Pflege?“ Damit sollen sowohl die finanziellen als auch die seelischen und körperlichen Kosten der häuslichen Pflege von Angehörigen angesprochen werden. Auskunft und Anmeldung sind bei Sabine Dams per E-Mail an sabine.dams@pflegeselbsthilfe-
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