Mittwoch, 22. September 2021

Der Netztechniker

 Die Digitalisierung kostet Arbeitsplätze. Sie schafft aber auch welche. Zum Beispiel die bei der NETZTECHNIK Schiffmann GmbH, die seit 1999 am Bühlsbach in Saarn ansässig ist und aufgrund ihrer Expansion seit 2018 einen zweiten Unternehmensstandort in Essen eröffnet hat.

Gerald Schiffmann gründete das Unternehmen, das heute 25 Mitarbeiter beschäftigt und bundesweit 220.000 Kunden vom Häuslebauer bis zum Dax-Konzern mit individuell zugeschnittenen Kommunikationsnetzen ausgestattet, im Jahr 1990. Damals war der Mülheimer 22 Jahre jung und studierte nach seinem Abitur am Otto-Pankok-Gymnasium in der Nachbarstadt Essen Wirtschaftswissenschaften.


„Ich habe schon als kleiner Junge bei uns zuhause den Kühlschrank repariert. Außerdem begeisterte ich mich für Modellbau und Segelflug und habe meinen Vater schon als Schüler technisch und kaufmännisch in seinem Unternehmen für Lichttechnik unterstützt“, schildert Schiffmann das biografische Fundament seiner Technikaffinität.


Doch sein Schlüsselerlebnis war eine Reise durch die USA, die er 1990 mit seinem Schulfreund Wulf unternahm. In deren Verlauf lernte er die wunderbare IT- und Kommunikations-Welt des kalifornischen Silicon Valley kennen. Waren für den jungen Mann aus dem gerade erst wiedervereinigten Deutschland Drehscheiben- und Tastentelefone die kommunikationstechnische Normalität und schwergewichtige Telefaxgeräte und Mobilfunkanlagen die Spitze des kommunikationstechnischen Fortschritts, so entdeckte er hier zum Beispiel Mobilfunktelefone und Anrufbeantworter, die nicht nur erheblich handlicher und leichter, sondern auch deutlich leistungsfähiger und preiswerter waren als ihre deutschen Kollegen.


Schiffmann ging auf Shoppingtour und ließ sich dabei nicht nur von dem informationstechnischem Erfindungsgeist der Leute aus dem kalifornischen „Tal des Siliciums“, sondern auch von ihrer Service-Kultur begeistern. „Damals habe ich gelernt, dass der Freie Markt Innovationen fördert, die ein Staatsmonopol, wie das der damaligen Deutschen Post eher verhindert und unterdrückt. Außerdem habe ich begriffen, dass man als Unternehmer nur dann erfolgreich sein kann, wenn man Kunden nicht nur zufriedenstellt, sondern sie auch begeistert, indem man sich um sie kümmert, ihnen zuhört und sich im Gespräch mit ihnen genau anschaut, wie die Lösung ihrer technischen Bedürfnisse aussehen könnte und sollte.“


Jeder, der das Glücksgefühl und Aha-Erlebnis kennt, das sich einstellt, wenn man zum Beispiel mit PC, Tablet, Audioassistentin Alexa, Smartphone und WLAN-Router genauso oder noch besser arbeiten kann, wie und als man es sich vorgestellt hat, weiß, was Gerald Schiffmann meint.


Seinen ersten Großkunden gewann der Mülheimer, der die mobilen und smarten Wunder der amerikanischen Kommunikations- und Informationstechnik zunächst aus der Garage seiner Großmutter am Heelweg in Winkhausen verkauft hatte, Mitte der 1990er Jahre. Den mit seiner Firmenzentrale an der Solinger Straße ansässigen und später von Canon gekauften Kopierer-Hersteller Océ stattete der smarte Jungunternehmer damals mit Mobilfunkgeräten aus, die es Océ ermöglichte, viel Geld und Zeit zu sparen, indem die Service-Techniker des Unternehmens mit Mobilfunkgeräten ausgestattet wurden, auf denen sie kontinuierlich neue Arbeitsaufträge per SMS-Nachricht erhalten konnten. Was heute in Zeiten von WhatsApp und Co banal klingt, war vor 25 Jahren innovativ und eine kommunikationstechnische Revolution.


„Man muss immer spontan und offen für neue Dinge und Entwicklungen sein“, formuliert Gerald Schiffmann sein Credo. Spontanität bewies er zum Beispiel, als er mit einem Techniker in seiner viersitzigen Maschine kurzerhand nach Norderney flog, um dort die Telefonanlage einer Klinik wieder flott zu machen oder als er der Funke-Medien-Gruppe, in der auch diese Zeitung erscheint, über den Jahreswechsel die Notebooks besorgte, die nach einem Cyber-Angriff in großer Zahl benötigt wurden, um den Zeitungsbetrieb aufrechtzuhalten.


NRZ/WAZ, 26.08.2021

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