Freitag, 30. April 2021

Sie hat schon viele zum Kochen gebracht

 Mit einer Quarkspeise in Mutters Küche begann Ulrike Dambergers Leidenschaft fürs Kochen. Inzwischen ist sie als die Fachbereichsleiterin für den Bereich Hauswirtschaft und Ernährung, die auch die Bereiche Mode, Kreativität und Gesprächskreise betreut, die dienstälteste Mitarbeiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFBS) am Scharpenberg. "Eigentlich wollte ich das nur drei Jahre lang machen und dann als Hauswirtschaftslehrerin in die Berufsschule wechseln", erinnert sich die gelernte Ökotrophologin an ihren Dienstantritt am 1. September 1977.

An ihrem zweiten Arbeitstag feierte sie ihren 22. Geburtstag, Dass sie ihrer ersten Stelle nach ihrer Berufsausbildung in Wuppertal treu geblieben ist, erklärt Ulrike Damberger so:

"Anders, als in den Hauswirtschaftsklassen der Berufsschulen kommen die Menschen freiwillig hier hin, um mit anderen Menschen zu kochen!"

Im Laufe der Jahre sind ihre Kochkurse zu einem immer beliebteren Gemeinschaftserlebnis geworden. Aus einem ihrer Kochkurse ging sogar ein Seniorenmittagstisch hervor, der bis heute im Evangelischen Gemeindehaus an der Oberheidstraße gedeckt wird. Allein in den vergangenen zwölf Jahren hat sie 1186 Kochkurse gegeben und damit 3462 Männern, Frauen und Kindern die Freude an der Kochkunst vermittelt.  

In einer Kellerküche fing alles an

Ihren ersten Kochkurse gab Damberger noch in einer Kellerküche am Schildberg in Dümpten. An ihrem ersten Kochkurs nahmen neun Frauen und ein Mann teil. Damals trug die EFBS ihren Gründungsnamen aus dem Jahr 1962 "Mütterschule" noch im Untertitel. "Sind Sie noch nicht verheiratet? Dann werden Sie bei uns sicher einen Mann kennenlernen", ließ ein Styrumer Pfarrer die junge Fachbereichsleiterin wissen. Damberger war darüber amüsiert bis irritiert. Doch der Pfarrer sollte Recht behalten. Nicht etwa bei einem ihrer Kochkurse für Junggesellen, sondern, Mitte der 1980er Jahre, bei einem Kochkurs rund um die asiatische Küche, lernte die Ökotrophologin ihren späteren Mann Klaus kennen. Damals hatte die EFBS bereits ihr heutiges Haus am Scharpenberg bezogen.

In den 1980er Jahren erweiterte Damberger ihr Küchenkabinett um Kochkünste aus aller Welt. Neben deutscher Hausmannskost wird in der Lehrküche am Scharpenberg heute auch chinesisch, französisch, spanisch, indisch oder französisch gekocht. Auch von vegetarischer und veganer Küche war in Dambergers frühen Berufsjahren noch keine Rede.

"Damals gehörte zu jeder guten Mahlzeit ein ordentliches Stück Fleisch",

erinnert sich Ulrike Damberger. Von sich selbst sagt die Mutter einer inzwischen erwachsenen Tochter, "dass ich in der Küche gerne viel ausprobiere und eigentlich alles mag, außer Mayonnaise!"

Kochkurse machen nur live Spaß

Bevor das Corona-Virus die Küchenfee aus der EFBS im vergangenen Jahr ausbremste und ihre Lehrküche seit Oktober stillgelegt hat, hat Ulrike Damberger ihre Arbeit eigentlich nie als solche angesehen. "

Mit anderen Menschen zusammen zu kochen, ist für mich Entspannung und Kreativität pur",

sagt sie. Damberger, die ursprünglich nur von einer Kollegin unterstützt wurde, leitet inzwischen einen Fachbereich mit acht Dozentinnen. Sie hoffen, wie ihre Chefköchin, auf ein möglichst baldiges Küchen-Comeback. Denn auch wenn Ulrike Damberger ihr Küchenlatein zurzeit über die Internetseite der EFBS an die Frau und den Mann bringt, funktioniert ein Kochkurs eben nicht digital, sondern nur ganz analog mit Schmecken, Riechen, Probieren und Fühlen. Mit Blick auf die langfristigen Tendenzen in der hauswirtschaftlichen Ausbildung begrüßt es Ulrike Damberger, dass heute Kochkurse längst keine Frauensache mehr sind, sondern sich auch Vater-Kind-Kochkurse und zum Geburtstag geschenkte Familienkochkurse immer größerer Beliebtheit erfreuen. Bedauerlich findet es die Ökotrophologin aber, dass heute in den Regelschulen keine Hauswirtschaft mehr auf dem Stundenplan steht und so viel Grundwissen rund um das kleine und große Einmaleins der Lebensmittel und des Kochens verloren gegangen ist.


aus dem Lokalkompass der Mülheimer Woche vom 26. April 2021

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