Am Wasserbahnhof kann man zu einer Tour mit der Weißen Flotte aufbrechen. Man kann aber auch auf der Schleuseninsel in die Erlebnisroute Mülheimer Bodenschätze einsteigen. Mit Hilfe des Landes konnte die Stadt jetzt den aus elf Stationen bestehenden geologischen Lehrpfad aktualisieren.
Dafür hat der Regionalverband Ruhrgebiet 127.000 Euro aus dem Landeshaushalt an die Stadt Mülheim weitergegeben. Mit dem Geld konnten die elf Stationen zwischen Schleuseninsel, Luisental, Fossilienweg, Auberg, Kahlenberg und Mintarder Ruhrtalbrücke digitalisiert und an die heutigen Lesegewohnheiten angepasst werden. Wer sich mit seinem Smartphone auf die geologische Lehrwanderung durch Mülheim begibt, kann sich mit dem Abfotografieren eines QR-Codes die auf der Internetseite der Stadt hinterlegten Informationen über Mülheimer Bodenschätze und Bodenprofile als Audiodatei aufrufen. Ergänzt werden die Stationen des geologischen Lehr- und Erlebnispfades durch zehn Infotafeln, die als "Boden-Botschafter" an Mülheimer Schulen aufgestellt worden sind. Für das neue Präsentationskonzept zeichnet der Ausstellungsgestalter Helmut Kessler verantwortlich.
Bewusstsein für den Boden schaffen
"Wir wollen die Menschen mit unserer Erlebnisroute Mülheimer Bodenschätze vor allem dafür sensibilisieren, wie wertvoll unser Boden ist, wenn es zum Beispiel darum geht, unsere Umwelt und unser Klima zu schützen", argumentiert Ulrike Marx in die gleiche Richtung. Sie ist beim Umweltamt für den Klimaschutz zuständig. Der Geograph Dr. Peter Keil, der die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet leitet, hat den geologischen Lehrpfad mit Schautafeln und Schaukästen, zusammen mit Marx 2009 initiiert. Damals sprang die NRW-Stiftung als Geldgeber ein. Diesmal kommt das Geld vom Land.
Grüne Lückenschlüsse
Die Modernisierung des gleichermaßen für familiäre Spaziergänge wie für schulische Exkursionen geeigneten Geo-Lehrpfades ist eines von 27 Landesprojekten im Ruhrgebiet. Insgesamt stellt NRW 2,2 Millionen Euro für Maßnahmen bereit, die Lücken in den Grünzügen des Ruhrgebietes schließen und so die "grüne Infrastruktur 2030" stärken soll. "73 Prozent der Fläche der 52 Ruhrgebietsgemeinden, die zum Regionalverband gehören, sind Grünflächen", unterstreicht Tino Wenning vom RVR. Diesen Wert erreicht Mülheim mit seinem Grünflächenanteil von 72,6 Prozent fast genau auf den Punkt. Den grünen Lückenschluss im Ruhrgebiet, den die vom NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet 2018 einberufene Ruhrgebietskonferenz aufgegriffen hat, hatte der Vorgänger des Regionalverbandes Ruhrgebiet, der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk bereits vor 100 Jahren geplant.
Stadt und Land Hand in Hand
"Die grünen Infrastrukturprojekte des Landes und des Regionalverbandes passen sehr gut in unsere lokale Strategie, die weitere Zersiedelung unseres Stadtgebietes und die damit verbundene zunehmende Versiegelung von grünen Freiflächen zu verhindern. Deshalb müssen wir bei unserer Bauplanung auch verstärkt in die Höhe denken, um den Flächenverbrauch zu stärken", betont Bau- und Umweltdezernent Peter Vermeulen.
Vermeulen und Wenning sind sich einig, "dass ökologisch weitgehend intakte Wirtschaftsstandorte, die Unternehmen und ihren Mitarbeitern ein attraktives Umfeld mit hoher Lebensqualität bieten können, im Standort-Wettbewerb die Nase vorne haben werden, weil die Zeiten der grauen Werkshallen auf großen Flächen in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft der Vergangenheit angehören."
Neue Bäume für Mülheim?
"Dass die Akzeptanz für Umweltschutz auch mit Blick auf den Boden eine früh einsetzende und sensibilisierende Umweltbildung braucht", haben Dr. Peter Keil und Ulrike Marx nicht nur auf der Erlebnisroute der Mülheimer Bodenschätze, sondern auch in ihrem Bodenklassenzimmer im Broich-Speldorfer Wald erlebt, wenn sie Mülheimer Schülern den ökologischen Wert des heimischen Bodens auch mit ganz praktischen Bodenuntersuchungen nahebringen. Nach der Modernisierung der Erlebnisroute Mülheimer Bodenschätze hofft Umweltdezernent Peter Vermeulen, dass Mülheim im Herbst in das Landes- und RVR-Programm "10.000 Bäume für das Ruhrgebiet" einbezogen wird. Bei der ersten Verteilungsrunde war Mülheim leer ausgegangen. Bäume tragen als Biotop für Insekten zur Artenvielfalt bei und können mit der Fotosynthese CO2-Abgase in Sauerstoff verwandeln.
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