Dienstag, 20. April 2021

Auf gut deutsch

Als ich in der Zeitung las, dass Heino im Herbst in seiner Heimatstadt Düsseldorf einen „deutschen Liederabend“ veranstalten will, den der Intendant der dortigen Tonhalle nicht bewerben will,  weil das in seinen Augen einen nationalistischen und deutschtümelnden Beigeschmack hätte, musste ich an ein „Abschiedskonzert“ denken, das Heino schon vor Jahren in der Mülheimer RWE-Halle gegeben hat. Auch damals hat er, wie es seine Art ist, deutsche Volkslieder und deutsche Schlager gesungen, sehr zum Gefallen seines erstaunlich generationsübergreifenden Publikums, das aber auch so gar keinen aggressiv-nationalistischen Eindruck auf mich machte. Jetzt will Heino, der das Singen auch nach diversen Abschiedskonzerten, nicht sein lassen kann, auf seine alten Tage ganz klassisch Lieder von Schubert, Beethoven, Bach und Brahms zum Besten geben. Von allen drei Strophen des Deutschlandliedes, die Heino auch schon gesungen hat, ist nicht die Rede, obwohl auch das ein Teil der deutschen Kulturgeschichte ist, gedichtet anno 1841 von Hoffmann von Fallersleben und gedacht an die Einheit der deutschen Nation, als es diese in staatlicher Form noch gar nicht gab.

Da kann man sehen, was Disziplin heißt. Kein Volk der Erde macht uns das nach!“  sagte Kaiser Wilhelm II., als er 1906 vom angeblichen Hauptmann von Köpenick hörte, der tatsächlich ein Schuster auf Irr- und Abwegen im deutschen Bürokratie-Dschungel  war und sich mittels einer Uniform und des deutschen Untertanen-Geistes der Köpenicker Stadtkasse bemächtigen konnte. 115 Jahre später sind wir auch ohne Kaiser, nicht nur bürokratisch betrachtet, immer noch einmalig. So viel Disziplin in politischer Korrektheit, die sogar unser eigenes Kulturerbe verleugnet, macht uns kein Volk der Erde nach. Wenn Heino mit seinem deutschen Liederabend in Düsseldorf nicht beworben werden darf, sollten wir ihn vielleicht nach Mülheim einladen, sobald es der Corona-Virus erlaubt.

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