Donnerstag, 24. September 2020

Plakativer Denkanstoß

Wir gehen auf die OB-Stichwahl zu. Wer durch die Stadt geht, sieht die Konterfeis der Kandidaten, die noch im Rennen sind und jener, die bereits abgehängt worden sind und dennoch hängend freundlich vom Laternenmast grüßen. Manche der kommunalpolitischen Köpfe sind ganz oben und zwingen den Passanten zum Aufschauen. Andere Pappkameraden sind genau auf Augenhöhe. Und einige Kandidaten sind offensichtlich schon abgerutscht und ganz unten, so dass man zwangsläufig auf sie hinunterschaut. Wir wissen noch nicht, zu wem wir am kommenden Sonntag als unserem neuen Stadtoberhaupt und Verwaltungschef aufschauen und auf welchen Wahlverlierer wir mitleidig herabschauen werden. Das im Straßenbild sichtbare Auf und Ab der Kandidaten erinnert uns Gewählte und Wähler daran, dass Demokratie nicht nur mit plakativen Parolen von ganz oben oder von ganz unten, sondern nur mit einem aktiven Miteinander mittendrin im Leben und auf Augenhöhe funktionieren kann. Der Wahlkampf mag Mühe machen. Doch die eigentliche Arbeit für unsere Stadt beginnt erst, wenn die letzte Stimme ausgezählt ist. Und diese Arbeit kann nicht nur von unseren gewählten Mandatsträgern, sondern nur von uns allen gemeinsam mit Aussicht auf Erfolg geleistet werden.


Nach der Wahl haben wir die Wahl, ob wir als Gemeinwesen weiter schwarzer Peter spielen wollen oder ob wir mit unserer Stadt auf einen grünen Zweig und aus den roten Zahlen herauskommen wollen. Das wird aber nicht mit politischen Sandkastenspielen gelingen, bei denen keiner dem anderen das Förmchen und das Schwarze unter den Fingernägeln gönnt.


Dieser Text erschien am 22. September 2020 in der NRZ

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