Freitag, 22. Mai 2015

Hoch hinaus? Der Mülheimer Wohnungsmarkt im Wandel

Sie galten einst als Paradebeispiel für verdichteten Wohnungsbau und modernen Wohnkomfort: Als die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz Anfang der 70er Jahre gebaut wurden, ging man davon aus, dass Mülheim eines Tages mehr als 200 000 Einwohner haben werde. Doch in den 80er und 90er Jahren erlebten die Hochhäuser als sozialer Brennpunkt einen drastischen Imageverlust, der sich in Wohnungsleerständen von rund 50 Prozent niederschlug. Mit Investitionen von 8,8 Millionen Euro in Modernisierung und Mieterservice wendete die SWB das Blatt und gewann damit eine ganz neue Mieterklientel für ihre Hochhäuser. Zum Start unserer neuen Serie „Wohnen ist Leben“ haben wir mit Mietern über das neue Lebensgefühl in den Hochhäusern gesprochen.

Denn: In der Art und Weise, wie wir wohnen spiegeln sich auch unsere Lebensbedürfnisse und unser Lebensgefühl. Als Mülheim 1808 mit etwas mehr als 10 000 Einwohnern zur Stadt wurde, waren seine Wohnverhältnisse noch dörflich geprägt. Als 1898 der Vorläufer der heutigen Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft gegründet wurde, ging es angesichts der zunehmenden Industrialisierung und dem damit verbundenen Zustrom von Arbeitskräften darum, möglichst schnell und preiswert auf der Basis der Hilfe zur Selbsthilfe neuen Wohnraum in einer Stadt zu schaffen, die 1908 die 100 000-Einwohner-Grenze überschritt.

Als die SWB 1951 gegründet wurde, ging es um einen schnellen Wiederaufbau einer Stadt, die im Zweiten Weltkrieg rund ein Drittel ihres Wohnraums verloren hatte.

„Heute müssen wir uns als Wohnungsgesellschaften anstrengen und in Modernisierung, Kundenorientierung und Wohnumfeldverbesserung investieren, weil wir einen Wohnungsmarkt haben, in dem es mehr Wohnungen als Mieter gibt“, sagt SWB-Sprecherin Christina Heine. Allein in den letzten fünf Jahren investierte die SWB 98,5 Millionen Euro. Und die MWB nimmt für die Modernisierung ihres Wohnungsbestandes jährlich acht Millionen Euro in die Hand.

„Es gibt nicht mehr den einen Wohnungsmarkt, sondern einen Haufen von Teilmärkten“, sagt Heines MWB-Kollegin Ann-Karen Häbel. Die Haupt-Herausforderung auf dem Wohnungsmarkt sieht sie im demografischen Wandel. „Ein-Personen-Haushalte nehmen zu. Der Bedarf an Wohnfläche pro Person und die Ansprüche steigen“, beschreibt sie dessen Auswirkungen.

Ob Vermietung von Wohn- und Gewerbeflächen, Bauträgergeschäft, Hausverwaltung, Projekt- und Stadtentwicklung, ob familienfreundliche oder seniorengerechte Wohnangebote. MWB (4700 Wohnungen, davon weniger als ein Prozent leerstehend) und SWB (8570 Wohnungen, davon 1,5 Prozent leer stehend) sehen sich auf einem für sie anspruchsvollen Wohnungsmarkt auch für die Zukunft gut und breit aufgestellt.

Dieser Text erschien am 27. April 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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