Renate Münker (links) Annette Rex (Mitte) und Ingeborg Hufschmidt |
„Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Ehrenamt gleich ab“, spottete einst Wilhelm Busch. Doch wenn man sich mit Annette Rex (56), Ingeborg Hufschmidt (75) und Renate Münker (80) (Foto: Peters) über ihr Ehrenamt im Haus Ruhrgarten unterhält, ist nicht von Zeitaufwand, Arbeit und Anstrengung, sondern immer wieder von Glück und Dankbarkeit die Rede. Als Grüne Damen schenken sie Bewohnern im Altenheim an der Mendener Straße wöchentlich vier bis fünf Stunden ihrer Zeit, um mit ihnen zu sprechen, ihnen zuzuhören oder vielleicht auch gemeinsam zu singen, zu basteln oder (wenn möglich) einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Sie sind mit ihrem Einsatz nicht allein, sondern Teil einer Gruppe von 30 Grünen Damen und zwei Grünen Herren,
„Anders, als die hauptamtlichen Mitarbeiter müssen wir nichts und dürfen fast alles. Wir bringen Zeit und Muße mit. Es geht uns nicht um Bespaßung, sondern um aufrichtige Zuwendung“, beschreibt die vierfache Mutter Annette Rex den Reiz ihres Ehrenamtes, das sie als „eine wohltuende Entschleunigung“ ihres Alltages erlebt. Als ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren suchte sie nach einem Ehrenamt, „in dem ich meine Talente einbringen konnte“ und fand es 2011 über eine im Förderverein des Altenheims aktive Nachbarin als Grüne Dame im Ruhrgarten.
Renate Münker stieß bereits 1981 zu den Grünen Damen, die „damals noch eine Nähstube für die Altenheimbewohner betrieben.“ Als Ehefrau von Pfarrer Herbert Münker, der damals als Geschäftsführer den Ruhrgarten leitete, hatte sie eine persönliche Bindung zu dem Altenheim, dem sie bis heute als Grüne Dame treu geblieben ist. Warum? „Wenn ich bei den Begegnungen in die leuchtenden Augen der Bewohner schaue und spüre, dass ich für sie als Mensch wichtig bin und sie meine Zeit und Zuwendung schätzen, gehe ich immer ganz beglückt und ausgeglichen nach Hause“, beschreibt Münker den Lohn für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Dabei stellt sie immer wieder fest, „dass man als Grüne Dame auch Grenzen ziehen muss und sich nicht nur von einem Bewohner vereinnahmen lassen darf.“ Ihre Kollegin Ingeborg Hufschmidt trat als Grüne Dame vor 25 Jahren in die familiären Fußstapfen ihrer Schwägerin und ihres Schwagers. „Damals waren die Bewohner noch wesentlich beweglicher als heute und ließen sich von den Grünen Damen und Herrn auch schon mal gerne zum Kaffeetrinken in deren Garten einladen“, erinnert sich die Mutter und ehemalige kaufmännische Angestellte.
Heute haben es Hufschmidt und ihre Mitstreiter im grünen Kittel immer öfter mit dementiell veränderten Menschen zu tun. Bei ihnen geht es ganz unspektakulär darum, eine Hand zu halten, zu lächeln oder gemeinsam ein Lied zu singen, das noch im Langzeitgedächtnis abgespeichert ist und neue Lebensgeister wecken kann. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man am Ende eines Gesprächs oder einer Begegnung gefragt wird: Wann kommen Sie wieder? Oder man vielleicht sogar in den Arm genommen wird“, berichtet Hufschmidt und betont: „Man wird durch diese ehrenamtliche Arbeit gelassener und dankbarer und erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist.“
Für den Pflegedienstleiter des Ruhrgartens, Oskar Dierbach, steht fest: „Die Grünen Damen und Herren sind hier das Salz in der Suppe, weil sie als vertrauensvolle und unabhängige Gesprächspartner für die Bewohner segensreich sind. Gleichzeitig sind sie als Übersetzer und Brückenbauer auch für Angehörige und hauptamtliche Mitarbeiter wertvoll.“
Dieser Text erschien am 30. April 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen