Donnerstag, 4. Juli 2013

Die Inklusion wird die Förderschulstandorte reduzieren, aber auch nicht völlig überflüssig machen

Effizient oder nicht? Das ist für Schuldezernent Ulrich Ernst mit Blick auf die Förderschulen eigentlich nicht die Frage. „Wie wollen Sie Ineffizienz nachweisen?“ fragt er und fordert „Da muss man differenziert hinschauen.“

Das Thema der Zukunft, glaubt Ernst, „wird nicht die Effektivität von Förderschulen sein, sondern wie wir die Inklusion pädagogisch sinnvoll ausgestalten.“ Er möchte bei diesem Thema „nicht vorrangig über Finanzen, sondern über pädagogische Inhalte diskutieren.“ Dabei verschließt der Schuldezernent nicht die Augen vor der finanziellen Dimension. Er sieht Stadt und Land gleichermaßen in der Pflicht.

Denn auch der Landrechnungshof, der Schulgrößen, Fördereinstufungen, Übergangsquoten und Lehrerausstattung der Förderschulen kritisch hinterfragt, prognostiziert in seinem Bericht einen Lehrermehrbedarf und geht davon aus, dass nicht alle Schüler mit Förderbedarf künftig an Regelschulen unterrichtet werden können.

Stadtkämmerer Uwe Bonan empfindet die Kritik an der Effektivität von Förderschulen  als „zu pauschal“ und nennt sie „pure Statistik.“ Er glaubt nicht, dass man mit der Inklusion und der Schließung von Förderschulen Haushaltskonsolidierung betreiben könnte.
Für Schuldezernent Ernst steht fest; „Wenn die Inklusion der Regelfall und die Förderschule die Ausnahme wird, werden sich auch die Förderschulstandorte deutlich reduzieren.“ Wenn der Landtag noch 2013 die Inklusion auf den Weg bringen wird, sieht er in der Übergangsphase finanzielle, technische und inhaltliche Probleme auf Stadt und Land zu kommen, wenn es um Lehrer, Integrationshelfer und barrierefreie Schulen für den dann flächendeckenden gemeinsamen Unterricht geht.

Auch wenn Schulrat Jürgen Dorn die Kritik des Landesrechnungshofes an der Effizienz der Förderswchulen„nicht teilen möchte“ und darauf hinweist, dass 15 bis 20 Prozent der lernbehinderten Förderschüler den Hauptschulabschluss erreichen und 10 bis 15 Prozent von ihnen den Wechsel zur Regelschule schaffen, stützt er doch die Feststellung des Berichtes, wonach Lernbehinderte zu 100 Prozent im gemeinsamen Unterricht an Regelschulen gefördert werden könnten und somit die Förderschulen mit diesem Förderschwerpunkt (das sind in Mülheim zwei von vier) als Auslaufmodell zu betrachten seien. Andererseits glaubt er, dass es auch in Zukunft Förderschulen für Geistig- und Mehrfachbehinderte geben wird.

Langfristig geht Dorn von einer lokalen Förderschullandschaft mit einem Förderschulzentrum und mehreren Förderdependancen an verschiedenen Regelschulen aus.

Diese Vision deckt sich mit dem Vorschlag des Landesrechnungshofes, für die Förderbedarfe jenseits der Lern- und Entwicklungsstörungen Förderschulen oder allgemeine inklusive Schwerpunktschulen anzubieten. Dabei gehen die Rechnungsprüfer davon aus, dass auch 85 Prozent der Förderbedarfe jenseits der Lern- und Entwicklungsstörungen im Rahmen der Inklusion an Regelschulen unterrichtet werden können.

Als positives Zeichen dafür, dass es die Landesregierung mit der sonderpädagogischen Förderung an den Regelschulen ernst meint, sieht Schulrat Dorn die Tatsache, dass in den kommenden Jahren 2500 Lehrer an Regelschulen sonderpädagogisch geschult werden sollen. Doch auch optimale Förderung kann aus seiner Sicht nicht das Problem der wegrationalisierten einfachen Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap aus der Welt schaffen

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Dieser Text erschien am 1. Juni 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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