Montag, 15. Juli 2013

Nur ein Reisezeil für Mutige? Wie Reisebüros und Globetrotter die Folgen der politischen Krise in Ägypten erleben

„Reisen nach Ägypten sollten in der aktuellen Situation auf die Urlaubsgebiete am Roten Meer und die Touristenzentren in Oberägypten (Luxor, Assuan, Nil-Kreuzfahrten) beschränkt werden,“ heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. Reisen Mülheimer angesichts der politischen Krise in Ägypten überhaupt noch an den Nil?


„Wir haben zurzeit keine Umbuchungen. Gerade erst hat sich ein Kunde seine Tickets für Ägypten abgeholt“, berichtet der Inhaber des L’tur-Reisebüros im Forum, Thilo Tewes. Wie die meisten seiner befragten Kollegen, räumt er aber ein, dass seit der Revolution von 2011 viel weniger Reisen nach Ägypten gebucht werden. Seine Dümptener Kollegin Marion Spree schätzt den Rückgang der Buchungen auf bis zu 50 Prozent.

„Die meisten Touristen, die es nach Ägypten zieht, fliegen aber in den Süden des Landes. Dort fliegen die Touristenhochburgen Marsa Alam und Hurghada am Roten Meer an. Sie sind, anders, als die großen Städte Kairo und Alexandria von den Unruhen gar nicht betroffen. Das wäre so, als ob sie am Bodensee Urlaub machen, während es in Kopenhagen Unruhen gäbe“, schildert Tewes die Ausgangssituation. Ohnehin fliegen nach seiner Einschätzung mehr Menschen im Herbst oder Frühjahr nach Ägypten, „weil Temperaturen um die 40 bis 45 Grad nicht jedermanns Sache sind.“

Doch die Winterreisen werden jetzt schon gebucht. „Die meisten Kunden, die für den Herbst eine Ägypten-Reise planen, halten den Ball noch flach und warten die Entwicklung ab. Aber seit etwa einem halben Jahr raten wir unseren Kunden von Rund- und Studienreisen durch Ägypten eher ab und vor 2011 hatten wir zu diesem Zeitpunkt etwa doppelt so viele Buchungen für eine Nil-Kreuzfahrt im Herbst oder Winter wie jetzt.“

Sabine Jost vom DER-Reisebüro an der Schloßstraße schätzt den Anteil der Ägypten-Urlauber ohnehin gerade mal auf knapp zehn Prozent aller Buchungen. Die meisten Ägypten-Fans ziehe entweder die Kultur oder das schöne Wetter und stabile Preise mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und attraktiven All-Inclusive-Angeboten an. Allerdings seien die Buchungen und Flüge seit 2011 um etwa 40 Prozent zurückgegangen.

Wenn Jost vereinzelt von beunruhigten Kunden nach ihrer Lageeinschätzung gefragt wird, hält sie sich bewusst zurück. „Wenn sich Kunden selbst unsicher fühlen und verängstigt sind, sollten sie derzeit im Zweifel lieber auf eine Reise nach Ägypten verzichten.“

Dieser Text erschien am 8. Juli 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Augen auf bei der Berufswahl

  Was soll ich werden? Bei dieser lebensentscheidenden Frage, die man sie sich vor dem Schulabschluss zwangsläufig stellen muss, bekamen etw...