Der große Hubschrauber vor dem Fotogeschäft auf der Schloßstraße zieht den kleinen Jungen magisch an. Er stellt sich auf die Zehenspitzen, um die Rotorblätter am Heck des roten Flieger anzuwerfen.
Dass sein Vater gerne den Abflug nach Hause machen und kein Geld für die Höhenflüge seines Sohnemannes übrig hat, stört den Nachwuchspiloten kein bisschen. Unverdrossen steigt er ins Cockpit und ergreift entschlossen den Steuerknüppel.
Die Motorengeräusche macht er, mangels Kleingeld im Tank, gleich selbst. Man sieht, wie er vor seinem geistigen Auge abhebt und über die Stadt fliegt. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, auch die von nervenden Eltern. Und wenn die mal wieder in ihrer erwachsenen Banalität ihr Geld lieber für den nächsten Einkauf als für einen tollen Ausflug ins Land der Phantasie ausgeben, dann muss man eben auf eigene Faust und ohne Münzen im Tank durchstarten, um in der eigenen Phantasie einen Höhenflug zu erleben. Denn die größten Abenteuer spielen sich auch bei größeren Kindern meistens im eigenen Kopf ab. Die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen kommt noch früh genug.
Dieser Text erschien am 6. Juli 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung
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