Montag, 8. Juli 2013

Ein Stadtteil will seinen Anschluss nicht verlieren: Mintard kämpft darum, dass die Buslinie 132 erhalten bleibt

„Unsere Chancen sind nicht sehr groß, denn die Vorgabe der Politik für den Nahverkehr heißt Sparen“, sagt Wolfgang Budde vom Bürgerverein Wir in Mintard (WIM). Dennoch wollen seine Mitstreiter und er nichts unversucht lassen, um die Buslinie 132, die Mintard mit Mülheims Mitte verbindet, doch noch zu retten.


„Wir haben die Ratsfraktionen und die Ministerpräsidentin angeschrieben und werden am 2. Juli 2013 in der für die Linksruhr-Stadtteile zuständigen Bezirksvertretung 3 einen Antrag zum Erhalt der Linie stellen“, erklärt Budde das weitere Vorgehen. Immerhin haben 784 Bürger diese Forderung mit ihrer Unterschrift unterstützt, obwohl nur 675 Menschen in Mintard leben.

Aber die Buslinie 132 wird auch von vielen Ausflüglern benutzt, die mit ihr in Mülheims schönen Süden fahren. „Auch die sind sauer und vor allem die alten Menschen, die hier leben, wären bei einer Streichung der Linie aufgeschmissen“, schildert Budde die Situation vor Ort und erinnert daran, dass Mintard vor drei Jahren bereits seinen Schiffsanleger der Weißen Flotte verloren hat.

„Es kann doch nicht sein, dass ein kompletter Stadtteil von der Innenstadt und damit von allen wichtigen Verbindungen abgeschnitten wird“, schreibt die WIM in einem Brief an die Ratsfraktionen und an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die Reaktionen stehen noch aus. Am kommenden Donnerstag treffen sich Budde und seine Mitstreiter von der WIM mit der CDU vor Ort. Deren Fraktionsvize Eckhart Capitain, der auch dem Aufsichtsrat der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) angehört, weiß um das Dilemma: „Wir werden Mintard nicht im Regen stehen lassen, aber wir müssen auch dafür sorgen, den Nahverkehr profitabler zu machen“, sagt er. Wie sein Stadtrats- und Aufsichtsratskollege Rolf Mühlenfeld von der SPD verweist Capitain darauf, dass die fraktionsinterne Meinungsbildung zur Nahverkehrsplanung noch nicht abgeschlossen ist und alle Eingaben geprüft würden. Mühlenfeld rechnet frühestens nach den Sommerferien mit einer klaren Positionsbestimmung und kann sich vorstellen, dass die Nahverkehrsplanung bis dahin auch von Seiten der Verwaltung in dem einen oder anderen Detail verändert werden könnte

Budde verweist mit Blick auf Mintard auf Zuzüge und Neubaumaßnahmen, die durch einen Wegfall der Linie 132 konterkariert würden. Capitain macht deutlich, „dass ich persönlich nicht mit Bürgern über einige 1000 Euro streiten möchte, die wir durch die Einstellung einer Linie sparen könnten, wenn wir gleichzeitig über 170 Millionen Euro in die Infrastruktur und die Anschaffung neue Straßenbahnen investieren.“

Weder Stadt noch MVG können genau sagen, wieviel man durch die Streichung der Linie 132 einsparen könnte, die pro Jahr rund 84?000 Kilometer fährt. Denn ein Teil ihres möglichen Wegfalls müsste durch die Buslinie 134 ausgeglichen werden. Sie soll im Stundentakt von Mintard über Saarn in den Speldorfer Hafen fahren. Dann müssten die Mintarder in Saarn in die Linie 133 umsteigen, um in die Innenstadt zu kommen. Eine solche Streckenführung und Taktung hielte der grüne MVG-Aufsichtsrat Axel Hercher für unwirtschaftlich. Seine Fraktionskollegen und er wollen sich auf jeden Fall mit den Mintardern zusammensetzen und deren Wünsche diskutieren. Hercher könnte sich eine Linie 134 vorstellen, die von Mintard über die rechte Ruhrseite in die die Innenstadt geführt würde und so den Teil der Linie 151 übernähme, der zwischen Menden und Stadtmitte entfallen soll. Lothar Reinhard von der MBI würde lieber die Linie 132 erhalten und bis Kettwig verlängern.

Dieser Text erschien am 29. Juni 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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