Montag, 7. Januar 2013

Rückblick: Was uns der Handwerksmeister und Kommunalpolitiker Max Kölges auch 40 Jahre nach seinem Tod noch zu sagen hat

Das heute neben einer Straße in der Stadtmitte auch eine Handwerkerschule in Eppinghofen seinen Namen trägt, hätte Max Kölges sicher gefallen. Denn die berufliche Nachwuchsförderung lag dem Kreishandwerksmeister und Bürgermeister Max Kölges immer am Herzen. Vor 40 Jahren - am 5. Januar 1973 -  starb der neunfache Familienvater, den seine Wahlheimat 1962 zum Ehrenbürger ernannte.


Damals schrieb die NRZ in einem Nachruf auf den Christdemokraten, der sich nicht nur um den Wiederaufbau nach dem Krieg verdient gemacht hatte: „Dem Wohl des Volkes, der Stadt und den Mülheimer Bürgern zu dienen, das war das Ziel des Mannes, der über sechs Jahrzehnte im Dienst des öffentlichen Lebens stand. Angesichts seines hohen Alters, seinem Erfolg im Beruf, in öffentlichen Ämtern und Aufgaben, kann bei ihm wahrhaft von einem erfüllten Leben gesprochen werden.“

Was auch heute noch in der Rückschau auf seine 92 Lebensjahre beeindrucken und ermutigen kann, ist sein Wille und sein Geschick, auch aus den schwierigsten Lebenslagen das Beste zu machen.

1880 als Kaufmannssohn im Kreis Kempen geboren, musste Kölges schon früh den Tod seines Vaters verkraften. Die Mutter war alleinerziehend und ihr Sohn konnte wie die meisten seiner Altersgenossen in der Klassengesellschaft des Kaiserreiches nur die Volksschule besuchen. Doch Kölges, der 1899 nach Mülheim kam, sollte nach seinen Lehr- und Gesellenjahren als selbstständiger Friseurmeister erfahren, das Handwerk goldenen Boden haben kann.

Doch der Handwerksmeister und Familienvater, der nach dem Tod seiner ersten Frau Theresa Boomes (1913) mit Hulda Richter eine zweite Liebe fürs Leben fand, wollte mehr als nur geschäftlichen Erfolg erreichen. Ab 1904 engagierte er sich im Mülheimer Innungsausschuss, dem Vorläufer der heutigen Kreishandwerkerschaft. Als Kreishandwerksmeister und Obermeister der Friseurinnung setzte er zahlreiche sozialpolitische Akzente.

Neben seinem Beruf engagierte sich Kölges ehrenamtlich für die Interessen seiner Kollegen. Er leitete eine Krankenkasse für selbstständige Handwerksmeister, baute eine Einkaufsgenossenschaft für Friseure auf und initiierte die Einrichtung eines Erholungsheimes für Handwerker sowie den Bau des Innungshauses an der Zunftmeisterstraße.

Politisch gehörte der Katholik Kölges ab 1907 zur Zentrumspartei. Für sie zog er während der Weimarer Republik in den Stadtrat und in den preußischen Landtag ein. Dort machte er sich einen Namen als Finanzpolitiker. Doch nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933 verlor Kölges nicht nur seine politische, sondern auch seine berufliche Existenz und musste zwischenzeitlich als Grundstücksmakler arbeiten.

Doch nach 1945 gelang dem Friseurmeister Kölges als Kreishandwerksmeister, als Stadtrat und Landtagsabgeordneter sowie als Bürgermeister und Vizepräsident der Handwerkskammer ein erstaunliches Comeback in Beruf und Politik, ehe er sich 1969 aus dem öffentlichen Leben zurückzog. Kurz vor seinem Tod wohnte er noch dem Richtfest des City-Centers bei.

Dieser Text erschien am 5. Januar 2013 in der NEUEN RUHR ZEITUNG

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