Montag, 17. Oktober 2011

Die Stadtbücherei im Wandel der Zeit

Bücher müssen nicht teuer sein. Dafür sorgt die Stadtbücherei. Fast eine Million mal haben Mülheimer im letzten Jahr dort nicht nur Bücher, sondern auch Zeitschriften, Hörbücher, Musik-CDs, Spiele oder DVD-Filme ausgeliehen. Dass sich der Umzug vom Rathausmarkt ins neue Medienhaus 2009 für die Stadtbücherei ausgezahlt hat, sieht Büchereileiterin Claudia vom Felde daran, dass die Zahl der Ausleihen in der alten, 1969 eröffneten Stadtbücherei am Rathausmarkt nur bei 690 000 lag.

„Viele Geschäftsleute verbringen hier ihre Mittagspause. Und es kommen auch mehr Schüler und Studenten als früher“, berichtet vom Felde aus dem Alltag des Medienhauses am Synagogenplatz. Als dieser Platz noch Viktoriaplatz hieß, wurde dort bereits 1905 eine Volkslesehalle eingerichtet. So schließt sich der Kreis.Verführung zum LesenDie Bibliothekschefin bestätigt, dass literarische Appetitmacher, wie die Frankfurter Buchmesse oder die derzeit laufenden Mülheimer Herbstblätter vor allem die Nachfrage nach neuen Romanen steigern. Aber auch Hör- und Sachbücher, so vom Felde, stünden bei den Bibliotheksnutzern hoch im Kurs. Dagegen sind Musik- und Videokassetten inzwischen nicht mehr gefragt und deshalb aus den Regalen verschwunden.Heute haben sie in der Stadtbücherei, zu der neben der Zentralbibliothek im Medienhaus, auch die Schul- und Stadtteilbüchereien an der Oberhausener Straße in Styrum, an der Frühlingstraße in Speldorf, an der Kleiststraße in Heißen und an der Boverstraße in Dümpten gehören die Auswahl aus insgesamt 240 000 verschiedenen Medien. Ein Ankaufetat von jährlich 200 000 Euro sorgt dafür, dass die Stadtbücherei auf dem aktuellen Stand bleibt.

Welcher Unterschied zu den 70 000 Büchern, mit denen die Stadtbücherei vor 60 Jahren an den Start ging. Es war ein Neustart nach dem Krieg. Denn beim großen Luftangriff vom Juni 1943 war ein Großteil des Bibliotheksbestandes in Flammen aufgegangen. Die Reste wurden an der Ruhr- und an der Kettwiger Straße eingelagert. Mit dem Wiederaufbau der Stadtbücherei, deren Ursprünge bis ins Jahr 1883 zurückreichen, konnte man erst 1947 beginnen.Schon ab 1926 hatte der Weg zum guten Buch zur Schloßbrücke geführt. Dort, wo heute neue Wohnungen mit exklusivem Ruhrblick entstanden sind, gingen die Mülheimer damals entweder zum Schwimmen ins Stadtbad oder zum Schmökern in die Stadtbücherei.

Im Haus an der Leineweberstraße, damals lautete die Adresse noch Schloßstraße 70, waren nicht nur Ausleihe und Lesesaal sowie Jugend- und eine Musikbücherei, sondern auch eine heimatkundliche Abteilung, eine Buchbinderei und ein Ausstellungsraum untergebracht. Da war es nur folgerichtig, dass man nach dem Bibliotheksumzug in den Neubau am Rathausmarkt 1970 an der Schloßbrücke das städtische Kunstmuseum einquartierte, das 1994 in die Alte Post umziehen sollte.Und die Geschichte der Stadtbücherei, die heute täglich von mehr als 1000 Bürgern besucht wird, geht mit dem Start der E-Book-Ausleihe im Januar 2012 weiter.

Dieser Beitrag erschien am 15. Oktober 2011 in der NRZ

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