Sonntag, 9. Oktober 2011

Eine gute Idee braucht Unterstützung: Die katholische Ladenkirche am Kohlenkamp hat jetzt einen Förderverein







"Eingeladen Kirche zu erleben" steht über dem Eingang der katholischen Ladenkirche am Kohlenkamp 30. Das ist dort seit sechs Jahren Programm. Und das soll es auch in Zukunft bleiben. Deshalb stellt sich dort am 24. September 2011 ein neuer Förderverein vorgestellt, der die Ladenkirche finanziell unterstützen möchte, um dieses Angebot langfristig zu erhalten.










Konkret geht es, wie der Vorsitzende des Fördervereins, der Pfarrer von St. Barbara, Manfred von Schwartzenberg, sagt, um die Finanzierung der Kaltmiete für das Ladenlokal in bester City-Lage. Dafür sind monatlich 1200 Euro aufzubringen.Beim Thema Miete hat es die vor sieben Jahren eröffnete Evangelische Ladenkirche an der Kaiserstraße 4 besser. Ihr Ladenlokal befindet sich im Altenhof und damit in einem Haus des Kirchenkreises An der Ruhr. Auch wenn die evangelische Ladenkirche im Gegensatz zu ihrer katholischen Schwester mit Nina Gutmann eine hauptamtliche Leiterin hat, werden beide Ladenkirchen maßgeblich von ehrenamtlichen Helfern betreut. In der katholischen Ladenkirche tun 50 und in der evangelischen 25 Ehrenamtliche Dienst. Trotz dieses unentgeltlichen Einsatzes bleiben nicht unerhebliche Kosten für den Betrieb der Ladenkirchen. Können sich das Kirchen in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen und stagnierender Kirchensteuereinnahmen überhaupt leisten und wenn ja, warum?










Johannes Valkyser, der das ehrenamtliche Mitarbeiterteam der katholischen Einrichtung leitet, sieht sie als "Türöffner" und als "eine Oase der Stille" für Menschen, die vielleicht nicht ohne weiteres eine Kirche betreten oder das Gespräch mit einem Pfarrer suchen würden, aber dennoch viele Fragen an das Leben, den Glauben und die Kirche haben. "Gerade weil wir keine Hauptamtlichen sind, können wir mit unseren Besuchern auf Augenhöhe sprechen und uns manchmal dabei in unserem christlichen Glauben gegenseitig bestärken", sagt Valkyser. Rund 6000 Besucher pro Jahr und täglich eine Handvoll Besucher der 12-Uhr-Andacht sieht er als Beleg dafür, "dass die Ladenkirche verhältnismäßig gut angenommen wird."










Das gelte auch für die Sozialsprechstunde der Caritas am Freitagvormittag.Valkysers ehrenamtliche Kollegin Monika Nelges, die sich seit drei Jahren im Mitarbeiterteam der evangelischen Einrichtung engagiert, sieht die Ladenkirche als "einen religiös geprägten Kommunikationsort und als ein niederschwelliges Angebot." Immer wieder stellt sie fest, "dass die Menschen, die zu uns kommen, es genießen, hier immer jemanden anzutreffen, der ein offenes Ohr und Zeit für sie hat." Dabei sprechen sie und ihre Kollegen mit den Besuchern der Ladenkirche im wahrsten Sinne über Gott und die Welt, ohne das es immer gleich um Religion gehen müsste.










Superintendent Helmut Hitzbleck, der die Evangelische Ladenkirche wie mancher seiner Pfarrerkollegen auch gerne als Ort für seine Sprechstunde nutzt, begreift die Ladenkirche als ein "Stück Öffentlichkeitsarbeit" und weist darauf hin, dass jährlich 60 bis 90 Menschen die Ladenkirche als Anlaufpunkt nutzen, um "in einer freien Atmosphäre das Gespräch zu suchen" und wieder in die Evangelische Kirche einzutreten. Auch Hitzblecks katholischer Amtsbruder, Stadtdechant Michael Janßen, der bedauert, dass es seiner Zeit nicht zu einer ökumenischen Ladenkirche gekommen ist, weiß, "dass der allergrößte Teil der Menschen, die in die katholische Kirche eintreten über ein Gespräch in der Ladenkirche zu uns Pfarrern kommen."










Janßens Amtsvorgänger und Ehrenstadtdechant von Schwartzenberg hält die Ladenkirche für unverzichtbar, "weil wir als Kirche auch dort hingehen müssen, wo die Menschen sind, die nicht auf die Idee kämen, die Schwelle einer Kirche zu übertreten."










Mit jeweils rund 52 000 Gemeindemitgliedern, stellen Katholiken und Protestanten in Mülheim je ein knappes Drittel der Stadtbevölkerung. Beide Stadtkirchen haben sich in den vergangenen Jahren mit zum Teil schmerzvollen Gemeindefusionen auf weiter sinkende Kirchensteuereinnahmen eingestellt. Der Evangelische Kirchenkreis, der für 2010 5,25 Millionen Euro Kirchensteuer einnahm, geht davon aus, bis 2015 2,5 Millionen Euro seiner Mittel einsparen zu müssen. Die hauptamtliche Mitarbeiterstelle in der Evangelischen Ladenkirche wurde halbiert. Auf katholischer Seite reduzierten sich die Kirchensteuerzuweisungen des Bistums mit der Gründung der drei neuen Groß-Pfarreien 2006 von 1,7 Millionen auf eine Million Euro. Personal musste abgebaut und der katholische Gemeindeverband aufgelöst werden.Die katholische Ladenkirche am Kohlenkamp 30 ist unter der Rufnummer:  2999 678 erreichbar und werktags (10-18 Uhr) sowie samstags (10-14 Uhr geöffnet. Die evangelische Ladenkirche an der Kaiserstraße 4 (Rufnummer:  305  67  31) ist wochentags zur gleichen Zeit und samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.











Dieser Beitrag erschien am 24. September 2011 in der NRZ 

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