Als Pädagoge weiß der inzwischen pensionierte Winfried Schmidt: Die Schule ist wie das Leben, eine Baustelle. Die aktuellen Umbaumaßnahmen an der Styrumer Gesamtschule erinnern ihn an die Bauarbeiten, die dort bewerkstelligt werden mussten, als er dort vor gut 30 Jahren Schulleiter war.Was vor 25 Jahren zur Gesamtschule wurde, war zu seiner Zeit noch eine Hauptschule und in baulich bedenklichem Zustand.
1977 kam Schmidt von der damals noch existierenden Hauptschule an der Bülowstraße in Broich an die Oberhausener Straße. „Das war das reinste Paradies gegenüber den Verhältnissen, wie ich sie damals in Styrum antraf“, erinnert sich Schmidt an eine Schule, die damals extremen Renovierungsbedarf hatte.Der Zustand der Klassenräume förderte die damals ohnehin schon vorhandene Frustration und Gewaltbereitschaft der Jugendlichen und stand im krassen Kontrast zur neuen Lehrküche und zum Technikraum, mit dem man schon damals auf praxis- und berufsorientiertes Lernen setzte.
Als sich der Schulausschuss eines Tages zu einem Besuch mit Pressebegleitung ansagte, setzte Schmidt einige Schüler bewusst auf den Flur, um die Raumnot zu unterstreichen. Die Lokalpresse titelte „Kinder müssen auf dem Schulflur lernen.“Spätestens, als er davon erfuhr, dass die ohnehin baubedürftige Hauptschule an der Oberhausener Straße noch drei Pavillons auf ihren Schulhof gestellt bekommen sollte, um dort zwölf Klassen der Realschule Styrum unterzubringen und das ganze als „Schulzentrum Styrum“ zu deklarieren. mobilisierten sich Eltern, Lehrer und Schüler.
Unter dem Motto „Wir sind nicht Mülheims Cinderella. Macht mit dem Neubau etwas schneller. Für die City hat man Geld. Um Styrum ist es schlecht bestellt“ sammelte man 1980 über 5000 Unterschriften für einen Schulneubau an der Oberhausener Straße. „Der ganze Stadtteil hat sich uns angeschlossen und man merkte, wie die Aktion den Styrumern ein neues Selbstbewusstsein gab“, erinnert sich Schmidt.Doch ab 1981 wurde aus der Bewegung für die Modernisierung der alten Hauptschule eine Bewegung für eine Gesamtschule in Styrum. Schmidt erinnert sich an eine große Informationsveranstaltung in der Styrumer Union. Den Anstoß zur Trendwende vom Hauptschulumbau zur neuen Gesamtschule für Styrum kam durch den 1981 gefassten Ratsbeschluss zustande, in Saarn eine zweite Gesamtschule zu errichten.
Die erste Gesamtschule der Stadt, die Gustav-Heinemann-Schule war bereits 1970 in Dümpten gegründet worden. „Wenn Ihr der Meinung seid, dass die Gesamtschule die bestmögliche Schulform ist, dann gehört sie auch nach Styrum“, beschreibt Schmidt die Argumentationslinie gegenüber der damals mit absoluter Mehrheit regierenden SPD. Doch es sollte noch bis 1986 dauern, ehe das Ziel einer Styrumer Gesamtschule, die erstmals die Möglichkeit eröffnete, im Stadtteil das Abitur zu machen, Wirklichkeit werden sollte.
Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrung ist Schmidt, der später die Hauptschule an der Frühlingstraße in Speldorf leitete zu der Einsicht gekommen, dass das vielfach gegliederte Schulsystem schon lange nicht mehr funktioniert und das eine Stadtteilschule, die Schüler aller bisherigen Schulformen in einer neun Schulform zusammenführt zukunftsweisend ist, ob in Styrum oder auch in Eppinghofen.
Dieser Beitrag erschien am 6. Oktober 2011 in NRZ und WAZ
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