Den Mitarbeitern der Vollmergruppe kann man an vielen Stellen im Stadtgebiet begegnen. Sie patroullieren zum Beispiel durch Einkaufszentren, sind als Geldkurier unterwegs oder haben, als das noch möglich war, auch den Rosenmontagszug begleitet. Vor 75 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Vollmergruppe mit Wilhelm Vollmer, der damals den Westdeutschen Wachdienst gründete.
Heute ist die Vollmergruppe, die vom Gesellschafter
Christian Vollmer und den Geschäftsführern Andreas Brink und Daniel Vollmer
geleitet wird, nicht mehr nur ein Sicherheitsdienst. Auch Parkraumbewirtschaftung,
Personaldienstleistungen, Notrufservice, eine Sicherheitsakademie und Reinigungsdienste gehören zu ihrem Dienstleistungsangebot.
Vollmer findet seine privaten und gewerblichen Auftraggeber vor
allem in Nordrhein-Westfalen, inzwischen aber auch bundesweit. An einer 2016
gegründeten Sicherheitsakademie werden Fachkräfte für Schutz- und Sicherheitsdienstleistungen
ausgebildet.
Warum brauchen wir private Sicherheitsdienste? Wir haben
doch die steuerfinanzierte Polizei und das Ordnungsamt. Christian Vollmers
Hinweis darauf, dass es in Deutschland 267.000 private Sicherheitskräfte, aber
nur rund 250.000 Polizeibeamte gibt, veranschaulicht die Bedeutung der
gewerblichen Sicherheitsdienstleister.
Der frühere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat die
Sicherheit einmal als „Supergrundrecht“ bezeichnet. Damit wollte er deutlich
machen, dass unsere Gesellschaft sozial und wirtschaftlich nur funktioniert,
wenn sie sicher ist.
Wie sicher sind wir? Christian Vollmer sagt dazu: „Die
Zahlen der Kriminalstatistik belegen, dass die Straftaten in Mülheim an der
Ruhr in den zurückliegenden Jahren gesunken sind. Das betrifft vor allem
Ladendiebstähle, Wohnungseinbrüche und Diebstähle aus Kraftfahrzeugen. Gründe
dafür sind eine verbesserte Prävention, sodass durch mechanische und technische
Sicherheitseinrichtungen nahezu 40% der versuchten Straftaten abgebrochen
werden.“ Doch Vollmer warnt vor Illusionen, wenn er die andere Seite der
Sicherheitsmedaille beschreibt. „Es darf nicht vergessen werden, dass durch die
Corona-Pandemie viele organisierte, reisende Straftätergruppen vor allem aus
Osteuropa aktuell nicht oder nur marginal in Deutschland auf Beutezug sind. Das
wird sich wieder ändern, sobald die Pandemie nachlässt.“
Als Wilhelm Vollmer 1946 den Westdeutschen Wachdienst
gründete, war Mülheim eine vom Krieg gezeichnete Trümmerstadt unter der
Kontrolle der britischen Militärregierung. Die britische Besatzungsmacht wollte
keine bewaffneten Deutschen auf den Straßen sehen. Selbst die örtliche Polizei
musste anfangs ohne Waffen agieren. Umso argwöhnischer betrachtete sie den von
Wilhelm Vollmer gegründeten Westdeutschen Wachdienst. Aus dem damals
48-jährigen Mitarbeiter eines Duisburger Wachdienstes wurde im Sommer 1946 der
Inhaber eines Mülheimer Wachdienstes, der 1947 sein erstes Büro im
Gewerkschaftshaus an der Friedrichstraße bezog und 1949 30 Mitarbeiter
beschäftigte. Ein frühes Foto zeigt seine ersten Wachleute auf ihrer Tour mit
Dienstfahrrad und Schutzhund. Seine ersten Angestellten waren arbeitsunfähige
Bergleute und Arbeitslose, die bei Vollmer ein Auskommen fanden. Wilhelms 1935
geborener Sohn Manfred trat 1955 ins. väterliche Unternehmen ein, hinter dem
mit Mutter Anni Hubertine Bertram eine starke Frau steht.
Christian Vollmers Vater Manfred, der seinen Vater 1980 in
der Firmenleitung ablöste, hat der Festschrift zum Firmenjubiläum mit seinem
Lebensmotto den Titel gegeben: „Leben und leben lassen!“ Zu Beginn der
Festschrift wird der Seniorchef mit seinem Credo zitiert, das das
Familienunternehmen zu dem gemacht hat, was es heute ist: „Ich finde,
anständige Arbeit muss auch anständig bezahlt werden. Manche Unternehmer wollen
nur verdienen, denken nicht an ihre Leute, die ihnen ja schließlich das Geld
verdienen. Ich denke aber, wenn es der Masse gut geht, dann geht es mir auch
gut. Immer leben und leben lassen.“
Sein Sohn Christian verdiente sich mit dem Waschen der Firmenfahrzeuge
sein erstes Taschengeld und stieg, 1983 ins Familienunternehmen ein, das damals
am Kassenberg saß. Seine Schwester Susan Vollmer verantwortet heute als
Geschäftsführerin den Bereich Parking. Er kann sich daran erinnern, dass
private Sicherheitsdienste in den 1980er und 1990er Jahren von der Polizei als „Konkurrenz
im öffentlichen Raum“ angesehen wurden. Seitdem habe sich aber mithilfe eines
intensiven Dialogs viel zum Besseren geändert. Heute sei man als Vollmergruppe „in
der lokalen Sicherheitspartnerschaft mit Polizei und Ordnungsamt
gleichberechtigt.“
Was Christian Vollmer heute umtreibt, wenn er an die Zukunft
des Familienunternehmens denkt, ist der Personal- und Fachkräftemangel. Dazu
sagt er: „Es wird zunehmend schwerer, flexibles Personal für die vielfältigen
Kundenanfragen zu gewinnen. Die wechselnden Dienstzeiten und der Trend zur
Work-Life-Balance passen nicht gut zusammen. Obwohl sich das Lohnniveau in den
letzten Jahren erheblich verbessert hat, ist auch hier noch Luft nach oben.
Jedoch muss man in Krisenzeiten berücksichtigen, dass man die wirtschaftlichen
Möglichkeiten der Auftraggeber nicht aus den Augen verliert.“
Wer auf die Internetseite des Unternehmens schaut, ist
überrascht, wie vielseitig die Personalausschreibungen sind. Da werden nicht
nur ein Auszubildender zur Fachkraft Schutz und Sicherheit und eine
Sicherheitsmitarbeiter, sondern auch Brandschutztechniker, Service-Disponenten,
Reinigungskräfte und Entsorgungsmitarbeiter gesucht.
Die 1999 aus dem Westdeutschen Wachdienst heraus gegründete
Vollmergruppe besteht heute aus 14 Firmen, die für mehr als 4000 Auftraggeber
tätig sind und 1500 Menschen beschäftigen. Ihren Firmensitz hat die Gruppe, die
über einen aus 148 Fahrzeugen bestehenden Fuhrpark verfügt, an der Neckarstraße im 1927 eröffneten Speldorfer
Rhein-Ruhr-Hafen.
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