Das Ruhr-Hochwasser, dass Mülheim am 14. und 15. Juli 2021 mit einer Fließgeschwindigkeit von 1410 Kubikmetern Wasser pro Sekunde heimsuchte, wird als eines der schwersten in die Stadtgeschichte eingehen. Der Ruhrpegel lag nach Angaben des Ruhrverbandes bei bis zu 7 Metern, Bei einem mittleren Hochwasser liegt der Ruhrpegel bei 5,20 Metern. Bei normaler Wasserlage schwankt der Ruhrpegel zwischen 1 Meter und 1,95 Metern.
Bei dem aktuellen Hochwasser handelte es sich um das schwerste Hochwasser, das der Ruhrverband seit dem Beginn seiner Aufzeichnungen im Jahr 1968 registriert hat. Stadtweit mussten rund 40 Straßen und Plätze ganz oder teilweise wegen des Hochwassers gesperrt werden. Die normale Fließgeschwindigkeit der Ruhr liegt bei 10 Kubikmetern pro Sekunde.
Der Mintarder Ruhrdeich weichte auf, konnte aber mithilfe einer Stabilisierung standhalten. Auch Teil der Altstadt und die Schleuseninsel standen unter Wasser. Dort fiel zwischenzeitlich der Strom aus. Allein am 16. Juli wurden mehr als 90 Hochwasser- und Starkregenbedingte Hilfseinsätze und 162 Rettungseinsätze. In Mintard mussten 15 Menschen mit ihren Haustieren per Schlauchboot aus ihren Häusern gerettet werden. Auf dem Campingplatz am Mintarder Ruhrufer hieß es: "Land unter!"
Die Bewohner des ruhrnahen Franziskushauses mussten zwischenzeitlich in Krankenhäuser und in andere Pflegeheime evakuiert werden. Den Bewohnern des ebenfalls am Ruhrufer gelegenen Ruhrgartens blieb eine Evakuierung erspart. Die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk hatten alle Hände voll zu tun. Die zwischenzeitlich vollgelaufenen Tiefgaragen unter der Schloßstraße und unter dem Rathausmarkt mussten leergepumpt werden. Die 300 haupt- und ehrenamtlichen Helfer, bei denen sich Oberbürgermeister Marc Buchholz für ihren Einsatz bedankten, wurden von ihren Arbeitgebern freigestellt.
Mietarbeiter des Siemens-Werks sammelten binnen 72 Stunden 275.000 Euro für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe. Ein Spendenaufruf der Funke Medien Gruppe und der Caritas für alle Opfer der Hochwasser-Katastrophe hat bisher 4,2 Millionen Euro eingebracht.
Mitglieder des Mülheimer Kanuvereins halfen in Marienthal an der Ahr bei den Aufräumarbeiten nach der Hochwasser-Katastrophe. Am 31. Juli unterstützte die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft MEG mit 14 Mitarbeitern und 7 Fahrzeugen die Aufräumarbeiten in dem vom Hochwasser besonders stark betroffenen Erfststadt.
Die Agentur für Arbeit, die Bürgeragentur und die SWB boten Hochwassergeschädigten Soforthilfe und Notunterkünfte an. Bis Ende Juli hat die Stadt Soforthilfen in einer Gesamthöhe von 40.500 Euro an vier Gewerbetreibende und 8 Privathaushalte ausgezahlt. Die Antragsfrist für Soforthilfe läuft noch bis zum 30. August. Die Freilichtbühne und der Jazzclub initiieren ein Benefizkonzert für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. Die Ruhrbahn stellt Hochwassergeschädigten bis Ende August Gratis-Fahrkarten für Busse und Bahnen zur Verfügung.
Anders, als in anderen Flutgebieten, hatte Mülheim keine Toten zu beklagen. Insgesamt sind 182 Menschen in den westdeutschen Flutgebieten ums Leben gekommen.
Im Internet kursierte das Video der "Moornixe", eines Privatschiffs, das sich aufgrund des Hochwassers aus seiner Verankerung gerissen und steuerlos auf der Ruhr manövrierend, mit dem Kahlenbergwehr kollidierte. Die im Stadthafen vor Anker liegenden Boote schwammen zweitweise auf einer Ebene mit den angrenzenden Gehwegen der Ruhrpromenade.
Auf der Schleuseninsel fiel hochwasserbedingt zwischenzeitlich der Strom aus. Helfer bauten einen 1 Meter hohen Schutzwall aus Sandsäcken, um die Hochwasserschäden zu begrenzen.
Nach dem jüngsten Ruhrhochwasser wird jetzt auch im Mülheimer Stadtrat und in der Öffentlichkeit verschärft darüber diskutiert, ob man Neubauten an den Ruhrufern verbieten soll. Naturschützer stellen verschärft die Frage nach einer klimaangepassten Stadtplanung mit mehr renaturierten Freiflächen, auf denen Hochwasser auslaufen könnte, ohne Gebäude und ihre Bewohner und Nutzer zu schädigen.
Weil das Hochwasser mit einer starken Verunreinigung der Ruhr einherging, haben Gesundheitsamt und Wasserwerk (RWW), die Bürger dazu aufgerufen, ihr Trinkwasser vom 16. bis zum 21. Juli vor dem Genuss abzukochen. Noch bis zum 4. August wird der Wasserversorger RWW das Trinkwasser infolge des Hochwassers hygienebedingt weiter chloren.
Der Verein 4330 hilft und die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft MEG haben am ersten August-Wochenende mit einer freiwilligen Aufräumaktion an den Ruhrufern insgesamt 20 Tonnen Flut-Müll entsorgt. 120 freiwillige Helfer waren im Einsatz. Die MEG hat nach eigenen Angaben unmittelbar nach dem Hochwasser mit 12 Sonderfahrten 57 Tonnen Flutbedingten Sondermüll entsorgt.
Besonders hart traf es am linken Ruhrufer die DJK Mintard, deren Vereinsgelände überschwemmt und deren Kanusportanlage zerstört wurde. Auch eine Kleingartenanlage an der Mintarder Straße war vom Hochwasser stark betroffen.
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