Das zeigten Gespräche, die ich für die NRZ am 3. Mai 2013 mit Kunden vor den Textildiscountern KIK an der Schloßstraße, Zeemann an der Leineweberstraße und auf der Einkaufsmall des Forums zwischen C&A, Tk Maxx und H&M geführt hat.
„Das ist wirklich traurig und dramatisch.“ „Da müsste der Staat mal was dran ändern“ „Darüber müsste man vielleicht mal nachdenken.“ „Darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht.“ Solche und ähnliche Sätze hörte man immer wieder, wenn man mit Kunden über die Konsequenzen aus der Fabrikkatastrophe in Bangladesh diskutierte. Nur ganz wenige versicherten, grundsätzlich nicht bei Textildiscountern zu kaufen.
Als Gründe für den Billigeinkauf ohne nachhaltig schlechtes Gewissen, wurde zum Beispiel genannt, dass man selbst mit jedem Euro rechnen und sein eigenes Geld unter schwierigen Bedingungen verdienen müsse. Oder dass die Kinder ja so schnell aus den Klamotten hinauswüchsen. Ebenso war zu hören, dass die Modeauswahl in der Innenstadt ja immer geringer werde und deshalb manchmal nur noch der Weg zum nächsten Textildiscounter bleibe, wenn man nicht mobil sei.
Fast alle Filialleitungen wollten sich zu dem Thema gar nicht äußern und verwiesen an ihre Firmenzentrale. Das tat auch C&A-Fililaleiterin Esther Kossak, um dann aber doch so viel zu sagen: „Ich weiß, dass C& A die Qualität seiner Waren und die Rahmenbedingungen ihrer Herstellung streng kontrollieren lässt und dass die Unglücksfabrik in Bangladesh nicht bei uns unter Vertrag ist. Aber auch nach der Katastrophe hat es in unserer Filiale keine einzige Kundennachfrage gegeben, woher unsere Textilien kämen.“
Es gibt aber auch die Läden, wo Kunden klar ist, woher die Ware kommt. So eine Oase des nachhaltigen Handels ist der Weltladen an der Kaiserstraße 8. Hier kann man nicht nur fair gehandelte Lebensmittel, sondern auch Mode vom Halstuch über die Hose bis zum T-Shirt kaufen.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, Gaby Stoffels und Gisela Franceschini, stellen fest, dass die Nachfrage nach ihren in Genossenschaften zu fairen Löhnen und unter menschenwürdigen Bedingungen produzierten Waren nach der Fabrikkatastrophe spürbar gewachsen sei. Aber sie wissen auch: „Das bröckelt wieder ab, sobald das Thema aus den Medien verschwunden ist.“ Dabei sind sie davon überzeugt: „Die Kunden hätten die Macht etwas zu ändern, aber sie müssten ihre Macht auch nutzen.“
Zu wenige denken so, wie eine 64-jährige Stammkundin des Weltladens, die sagt: „Ich kaufe lieber weniger und dafür gut ein und möchte, dass auch die Hersteller etwas von ihrer Arbeit haben. Wenn ich was Billiges kaufe, was in einem Jahr wieder kaputt ist, ist mir das zu teuer.“
Was sagt KIK dazu in einer Pressemitteilung vom 3. Mai 2013?
Wir sind überrascht, betroffen und erschüttert, dass es offensichtlich Anzeichen dafür gibt, dass neben anderen Marken auch Textilien von KiK in den Trümmern des Rana Plaza Builidings gefunden worden sind. Fakt ist, dass es seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zwischen KiK und denen im Rana Plaza ansässigen Lieferanten gegeben hat.
Wir prüfen deshalb intensiv zusammen mit dem entsprechenden Importeur, wie die gefundenen Label und Textilien zu erklären sind. Wir fragen uns dabei insbesondere auch, wie in einem von den Behörden zuvor offiziell geräumten Gebäude weiter gearbeitet werden konnte.
Sobald uns gesicherte Erkenntnisse vorliegen, werden wir uns dezidiert dazu äußern und mit aller Konsequenz gegen etwaiges Fehlverhalten vor Ort vorgehen.
Parallel wird es zusammen mit allen vor Ort produzierenden Textilherstellern darum gehen, wie den Hinterbliebenen der Opfer und den vielen Verletzten schnell geholfen werden kann. Allen Betroffenen gilt unser aufrichtiges Mitgefühl.
Dieser Beitrag erschien am 4. Mai 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung
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