Montag, 30. Oktober 2023

100 Jahre Leben

Fritz Heckmann ist das älteste Mitglied des Mülheimer Geschichtsvereins. Heute am 19 Oktober feiert er mit seiner Familie seinen 100. Geburtstag. Heckmann ist als langjähriges Mitglied des 1906 gegründeten Geschichtsvereins und des 1991 gegründeten Geschichtsgesprächskreises Styrum Chronist und Teil der Stadtgeschichte. Aufgewachsen ist er an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Styrum. Das Haus hatte sein Großvater 1900 errichtet. Im Erdgeschoss betrieb die Tante ein Lebensmittelgeschäft. Dort gab es noch Wäsche-Soda aus einer Holzkiste und ein Petroleumfass mit Pumpe. Denn damals gab es noch viele Styrumer Haushalte ohne elektrisches Licht. Stattdessen erleuchteten Petroleumlampen die gute Stube. Im Jahr der Hyperinflation und des Hitler-Putsches geboren, hat Heckmann noch das ländliche Styrum kennengelernt. Im Landjahr 1938 lernte er bei einem Bauern in Styrum und Menden das Pflügen, pendelte mit Pferd und Wagen zwischen den Höfen.

In der Evangelischen Volksschule an der Augustastraße lernte er von 1929 bis 1938 fürs Leben. Seinen Lehrer Klang, der seine technische und handwerkliche Begabung förderte, lobt er voller Dankbarkeit.

Seine Leidenschaft hat er als Meister beim Mülheimer Gerätebauer Hage an der Neudecker Straße zwischen 1938 und 1988 zum Beruf gemacht. Bis heute pflegt er den Kontakt zu alten Kollegen. 

Fritz Heckmann gehört zur Kriegsgeneration. 1942 wurde er Soldat der deutschen Wehrmacht. 1943 gehörte zu den Flugzeugtechnikern, die den Lastensegler JU87 konstruierten und startklar machten, mit dem die Wehrmacht in Hitlers Auftrag den italienischen Diktator Benito Mussolini aus seiner Haft befreite.

Nach dem Krieg arbeitete er wieder bei Hage und fuhr mit der Straßenbahn zum Dienst. Damals saßen die Fahrgäste auf Holzbänken und wurden von uniformierten Schaffnern begleitet. Die Fahrt von Styrum nach Holthausen kostet 20 Pfennig. Erst, wenn jeder einen abgeknipsten Fahrschein hatte und alle ordnungsgemäß ein- und ausgestiegen war, klingelte der Schaffner und gab dem Mann an der Kurbel das Signal zur Weiterfahrt.

Für seine 2016 verstorbene Frau Helga und die vier gemeinsamen Kinder Friedrich, Martina, Hans Ulrich und Hans-Joachim hat Heckmann mit seinem Schwiegervater, Mitte der 1950er Jahre in Styrum das Haus gebaut, indem er bis heute lebt mit Tochter und Schwiegersohn lebt.

Seinen Ehrentag, zu dem der Geschichtsverein alles Glück der Welt wünscht, wird Heckmann mit seiner Familie feiern. Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Simon-Czerczatka und Gemeindepfarrer Michael Manz werden als offizielle Gratulanten vorbeischauen. Wenig später wird er mit der Lukaskirchengemeinde in der Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße seinen 85.Konfirmationstag feiern.

Konfirmiert wurde er im Oktober 1938 vom evangelischen Pfarrer Karl Falkenroth. Der gehörte damals zur regimekritischen Bekennende Kirche. Sie hatte sich vier Jahre zuvor in Wuppertal-Barmen formiert.


Mülheimer Geschichtsverein Über mich


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Junge Schule

 Schülerinnen und Schüler machen Schule. Das nahm die Schülervertretung an der Willy-Brandt-Schule in Styrum an einem von ihr organisierten ...