Sonntag, 22. Oktober 2023

Reden wir über Jazz

 Warum Mülheim zu einem Hotspot der deutschen Jazz-Szene geworden ist und wie die Mülheimer Woodhouse-Band zum ältesten Jazzensemble der Republik werden konnte. Vor dem Jubiläumskonzert, das im Mülheimer Jazzclub über die Bühne geht, traf die Lokalredaktion den Posaunisten und Bandmanager Horst Janßen zum Gespräch.

Auch mit 80 stehen Sie noch auf der Bühne. Hält Jazz jung?

Horst Janßen: Ich denke schon. Auch wenn ich gute Gene habe, hält mich der Jazz jung, weil Musik Glückshormone produziert.

Wie funktioniert das?

Horst Janßen: Manche sagen, es wäre, wie ein Orgasmus. Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist so. Wenn wir als Band auf der Bühne zusammen Swing, Blues, Latin oder Bossa spielen, schweben wir als Band auf einer Wolke. Das hat nicht nur mit dem Applaus des Publikums zu tun. Der kommt noch dazu und sorgt dafür, dass man sich gut fühlt.

Sind die Bandmitglieder Profis?

Horst Janßen: Vier der sechs Bandmitglieder leben von ihrer Musik. Die anderen sind, wie ich Rentner. Aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit als Vetriebsmann habe ich das Management der Band übernommen.

Sie spielen seit 1962 als Posaunist in der Band. Wie kam es dazu?

Horst Janßen: Ich bin im Luistental aufgewachsen. Als ich 13 Jahre alt war, habe ich am Wasserbahnhof drei Bands mit Dixieland-Jazz gehört. Eine der Bands war das Woodhouse-Ensemble. Das hat mich so begeistert das ich unbedingt in dieser Band mitspielen wollte. Zwei Jahre später habe ich mir eine gebrauchte Posaune gekauft und mir, mithilfe meines musikalischen Gehörs, ohne Notenkenntnisse, das Posaunenspiel beigebracht. Mit 19 war ich dann so weit, dass ich bei den Woodhouse-Jazzern einsteigen konnte.

Für Sie ist der Jazz der Sound Ihrer Generation.

Horst Janßen: Jede Generation will ihre eigene Musik haben. Bei uns war es der Jazz, den unsere Alten noch als Räuber- und Negermusik diffamiert haben. Heute wollen selbst junge studierte Jazzmusiker nicht mehr Glenn Miller, Benny Goodman, Duke Ellington, Count Basie, Tommy Dorsey oder Ella Fitzgerald spielen und singen. Deshalb haben sich unsere Konzertanfragen in den vergangenen fünf Jahren auch halbiert.

Wie ist Woodhouse entstanden und wie kam die Band zu ihrem Namen?

Horst Janßen: Die Initiative zur Bandgründung ging von Helmut Schlitt aus, der als Mitglied eines Styrumer Posaunenkorps bereits musikalische Erfahrungen gesammelt hatte. Helmut Schlitt, nach dem heute die Brücke zwischen Hingberg und Forum benannt ist, war, wie die anderen Bandgründer damals Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums, die, wie er gerne Jazz hörten und jetzt selbst Jazz machen wollten. Und weil der Vater des damaligen Schlagzeugers, Henk Piek, der Band ein Holzhaus im Uhlenhorst als Probenquartier besorgt hat, nannte man sich Woodgouse Jazzband.

Wie ist die Erfolgsgeschichte der Woodhouse Jazzband zu erklären?

Horst Janßen: In der jungen Bundesrepublik gründeten sich viele Jazzbands. Damals gab es auch noch mehr Festivals, auf denen Jazzbands spielen und bekannt werden konnten. Manches ergab sich auch durch persönliche Beziehungen. So hat Helmut Schlitt, der ab 1959 bei Euratom in Italien arbeitete, in Mailand eine eigene Jazzband, die Miliano Jazz Gang gegründet, und am Lago Magore ein Jazzfestival organisiert, bei dem natürlich auch die Woodhouse Jazzband gespielt. So kam im Laufe der Jahre immer wieder eins zum anderen und so haben wir nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in China Konzerte gegeben.


INFO: Zusammen mit dem Posaunisten Horst Janßen swingen in der Woodhouseband Pianist Georg Derks, Schlagzeuger Rolf Drese, Trompeter Hinderik Leeuwe, der Klarinettist und Saxophonist Waldemar Kowalski, Posonaunist Oliver Poppe und Bassist Michael Schöneich.  Mehr Informationen über die Woodhouse Jazzband findet man im Internet unter: www.woodhousejazz.de

Und mehr Informationen zum Mülheimer Jazzclub gibt es online unter: www.jazzclub-mh.de


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