Was denken junge Menschen aus Mülheim, wenn sie heute an Deutschland denken. Die Lokalredaktion ließ sich vom Sozialwissenschaftslehrer Lars Lürig in die Luisenschule einladen und fragte 16- und 17-jährige Oberstufenschülerinnen aus einem seiner Kurse, was ihnen am Tag der Deutschen Einheit zu unserem Land und seinen Menschen einfällt.
Bei Melissa geht das Deutsche durch den Magen und ins
Ohr. Bei Deutschland denkt sie an Lebensmittel, wie die Brezel, die nicht nur
bei Oktoberfesten gerne vernascht wird. Außerdem denkt sie an musikalische
Meister, wie Bach, Beethoven oder Mozart, den sie als Österreicher einbürgert. Als
typisch deutsch erlebt sie „Exkursionen in ehemalige Konzentrationslager und
die intensive Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus.“ Das sieht sie
positiv, „weil wir so in der Schule lernen, was wir machen müssen, um eine
Demokratie zu bleiben und nie wieder eine Diktatur zu werden.“
Emma verbindet mit Deutschland vor allem ihre Familie
und die Feste und Feiertage, wie den Tag der Deutschen Einheit, die die Familie
zusammenbringen. Auch ein „gutes Gesundheitssystem“ sieht sie nach
Vergleichserfahrungen im Auslandsurlaub als Stärke Deutschlands.
Nick sieht die „Deutschen als ein unzufriedenes Volk,
das gerne meckert“! Aber er kann die Sorgen um die deutsche Wirtschaft, die
sich sein Großvater macht, nachvollziehen. „Wenn die Energiepreise in
Deutschland so hoch sind, dass Industrieunternehmen ins Ausland verlagert
werden, ist das schlecht für die Menschen in Deutschland“, findet er. Beim
Besuch in Kanada hat er den Eindruck gewonnen, „dass Pünktlichkeit eine
deutsche Tugend ist, außer bei der Deutschen Bahn.“
Trotz des aktuelle Wirtschaftsabschwungs verbindet Leon
Deutschland mit dem Begriff „Exportweltmeister“! Typisch deutsch sind für ihn
auch Fachwerkhäuser oder Klischees wie Bier, Bratwurst und Lederhosen. Als
Ursache dafür sieht er die internationale Beliebtheit der Münchener Wiesen.
Aus einem Gespräch mit einem japanischen Mitschüler weiß er, „dass deutsche
Schülerinnen und Schüler besonders meinungsfreudig sind und kein Problem damit
haben, ihre Meinung zu sagen.
Ruben verbindet Deutschland mit einer „starken
Automobilindustrie, die aber zunehmend Konkurrenz aus Asien bekommt.“
Eine „hohe Arbeitsmoral“ und, „Stolz auf seinen Beruf, mit
dem man sich auch gerne brüstet“, ist
für Gabriel typisch deutsch. Als deutsche Stärke sieht er, „dass
Deutschland sehr transparent mit seiner Geschichte umgeht.“ Als deutschen
Nachteil sieht er, „dass Deutschland eine sehr alte Bevölkerung hat.“ Positiv bewertet
er, „dass in Deutschland vor dem Hintergrund seiner NS-Vergangenheit darauf
geachtet wird, dass Menschen nicht ausgegrenzt werden und wenn dies doch
geschieht, dass diese Diskriminierung sofort kritisch und offen angesprochen
wird.“
Juri verbindet Deutschland „mit unserer Demokratie,
in der der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt wird und in der die Parteien
und ihre Koalitionen darüber entscheiden, wer Bundeskanzler wird.“ Positiv sieht sie, „dass wir in Deutschland
eine Erststimme und eine Zweitstimme haben und so auch Menschen durch ihre
persönliche Mehrheit im Wahlkreis ins Parlament kommen können, auch wenn ihre
Partei auf Landesebene nicht so viele Stimmen bekommen hat.“
Dass sich die Deutschen, anders, als zum Beispiel die
Amerikaner „schwer damit tun, ihre Fahne zu schwenken oder sie vor ihrem Haus
zu hissen, führt Max auf die NS-Geschichte Deutschlands zurück. Typisch
deutsch ist für ihn „auch der ausgeprägte Wille sich international anzupassen
und sich als weltoffenes Land darzustellen.“ Als Indiz dafür sieht er den
Trend, zahlreiche englische Wörter in die deutsche Sprache aufzunehmen.“
Was wünschen die Luisenschüler und Schülerinnen Deutschland zum
Tag der Deutschen Einheit und für seine Zukunft? Lilia hofft auf „ein
besseres Bildungssystem, dass Kinder und Jugendlich individueller fördert und
dafür sorgt, dass ihnen das Lernen mehr Spaß macht“. Nick hofft, „dass
wir in Deutschland wieder mehr zusammenkommen und uns als Gemeinschaft verstehen.“
Leon wünscht sich „einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung und, dass
Deutschland auch für ausländische Fachkräfte attraktiver wird.“
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