Donnerstag, 23. Juni 2016

„Ich bete dafüre, dass wir in der EU bleiben“ Gespräch mit Tom Nutt, der in Mülheims Partnerstadt Darlington dem Stadtrat angehört über die Ausgangs- und Gefühlslage am Tage des EU-Rederendums

Tom Nutt
Tom Nutt, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins in Darlington, gehört seit 2003 für die Labour-Party dem Stadtrat der nordenglischen Partnerstadt an. Dort ist er Mitglied des Gesundheitsausschusses. Am Tag des britischen EU-Referendums erklärt er, warum viele seiner Landsleute raus aus der EU wollen und warum er ein englischer EU-Bürger bleiben will.

Warum wollen so viele Briten raus aus der EU?

Ich glaube, dass viele die Fakten und Hintergründe  nicht verstehen oder nicht kennen, die für unsere EU-Mitgliedschaft sprechen. Sie tun sich deshalb auch schwer, die sehr unterschiedlichen Informationen der polarisierenden Kampagnen für einen Verbleib oder für einen Austritt in der EU richtig einzuordnen. Viele, die für einen EU-Austritt stimmen, haben vor allem Angst vor der Reise- und Niederlassungsfreiheit in der EU und der damit zunehmenden Zahl von Einwanderern.

Wie argumentieren Sie für eine britische EU-Mitgliedschaft?

Die EU hat uns 70 Jahre Frieden zwischen den europäischen Ländern gebracht. Das müssen wir fortsetzen und bewahren. Deshalb müssen wir zusammenbleiben. Wir sind aber auch Teil eines großen Wirtschaftsraumes und müssten bei einem Austritt erst mal über Jahre neue Handelsverträge aushandeln. Das würde unserer Wirtschaft und ihrem Export schaden. Denn ein großer Wirtschaftsraum ist als Markt und Partner attraktiver und stärker als ein einzelnes Land. Außerdem haben wir viele EU-Bürger, die bei uns arbeiten und die wir auch brauchen. Und die EU stärkt die sozialen Arbeitnehmerrechte. Auch als Tourist möchte ich weiter frei durch die EU reisen. Das mache ich gerne. Auch Studenten- und Schüleraustausch wären ohne die EU-Mitgliedschaft so nicht möglich.

Wie wird das Referendum ausgehen?

Das wage ich nicht vorauszusagen. Das Rennen ist einfach zu eng. Aber ich bete dafür, dass wir in der EU bleiben und Europa gemeinsam besser machen.

Ihre pro-europäische Parteifreundin und Parlamentsabgeordnete Jo Cox hat ihr Eintreten für den Verbleib in der EU mit dem Leben bezahlt. Was sagen Sie dazu?

Wir sind schockiert vom tragischen Tod einer so wundervollen und begabten Frau, die das Zeug dazu hatte, an die Spitze ihrer Profession zu gelangen. Jo Cox, die einen Ehemann und zwei kleine Kinder hinterlässt, war ein sehr dynamischer Mensch. Sie hat sich unter anderem für die Belange der Flüchtlinge eingesetzt, aber auch jedem anderen geholfen, der sie um Unterstützung gebeten hat. Auch in Darlington gab es eine Trauerfeier, um ihr Leben zu würdigen.

Dieser Text erschien am 23. Juni in der NRZ/WAZ

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