Der Nikolaus lebt. Ich sah ihn gestern auf der
Schloßstraße. Er ging an einem Rollator. Der Mann kommt ja auch in die Jahre.
Ob es der leibhaftige Nikolaus war, muss natürlich stark bezweifelt werden.
Denn der heilige Bischof Nikolaus von Myra hat ja im 3. und 4. Jahrhundert
gelebt.
Doch wenn gestandene Männer anno 2014 unter eine Nikolausmütze schlüpfen und
mit rockiger Adventsmusik im Ohr am helllichten Tag über die Schloßstraße
wandeln, zeigt das die Langlebigkeit von Schutzheiligen. Im Falle von Nikolaus
profitieren vor allem Kinder und Seeleute vom Schutz des Heiligen.
Vielleicht war sein jahreszeitgemäß behüteter und beschallter Nachfolger ja
gerade auf der Schloßstraße unterwegs, um ein kleines Geschenk für seine Enkel
einzukaufen und damit den Einzelhandel in der Innenstadt anzukurbeln. Den dort
oft gebeutelten Händlern kommt jeder Nikolaus gerade recht, wenn er etwas bei
ihnen kauft, mit dem er seine lieben Kleinen beschenken und ihre Kassen
klingeln lassen kann.
Denn von den Seh-Leuten und Weihnachtsmännern, die nur in ihre Auslagen und
Schaufenster gucken, ohne einzukaufen, haben sie am Ende des Tages nichts, weil
sie ins Schwimmen kommen, wenn die Kasse nicht stimmt. Insofern ist der
Nikolaus heute eben nicht nur Patron der Kinder und Seeleute, sondern als
Konjunkturlokomotive auch Nothelfer der Kaufleute.
Dieser Text erschien am 4. Dezember 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
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